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Achtung vor Alter und Ausland Ist die Schweizer Goalie-Zukunft im Eishockey in Gefahr?

Die alternden Nati-Goalies und die immer zahlreicheren Ausländer in der heimischen Liga bergen Gefahren – aber auch Chancen.

Die beiden Nati-Goalies Leonardo Genoni und Reto Berra.
Legende: Sind bereits Mittdreissiger Die beiden Nati-Goalies Leonardo Genoni (l.) und Reto Berra. Freshfocus/Claudio Thoma

An den gestandenen Schweizer Goalies Leonardo Genoni und Reto Berra hat es nicht gelegen, dass die Schweiz kürzlich an der WM ein böses Erwachen erlebte: Nach einer souveränen Gruppenphase folgte gleich im Viertelfinal gegen die USA (0:3) das Out .

Die 2 frühen Tore der Amerikaner waren aus Sicht von Goalie Genoni äussert unglücklich. Zuvor hatten beide Schlussmänner mit ansprechenden Auftritten und soliden Fangquoten ihren Anteil an der perfekten WM mit 7 Siegen aus 7 Spielen gehabt.

«Erhebliche Gefahren» durch neue Regelung

Eigentlich hat die Schweiz an der Goalie-Front also keine Sorgen. Noch nicht. Denn für die Zukunft stellen sich 2 Probleme:

  • Sowohl Berra (35) als auch Genoni (34) haben alterstechnisch den Zenit überschritten und befinden sich am Ende ihrer Karrieren.
  • Mit der neuen Ausländerregelung in der National League (6 statt 4 Ausländer sind erlaubt) holen immer mehr Schweizer Klubs starke Goalies aus dem Ausland.

Die Schweizer Hockey-Nati hat sich auch dank starker Goalie-Leistungen in den letzten Jahren und Jahrzehnten (neben Berra und Genoni u.a. Martin Gerber, David Aebischer, Jonas Hiller) in der Welt-Elite festgesetzt. Ist diese Position nun in Gefahr?

Da wird in Zukunft die eine oder andere Chance verbaut werden.
Autor: Marc Reichert SRF-Experte

Für Nati-Direktor Lars Weibel ist klar: «Die neue Ausländer-Regelung birgt erhebliche Gefahren für das Schweizer Eishockey. Es ist keine durchdachte und nachhaltige Strategie.»

Kontingent ist keine Hürde mehr

Konkret bedeutet das aufgestockte Ausländer-Kontingent, dass es für die Schweizer Klubs viel einfacher ist, auch die Goalie-Position mit einem ausländischen Spieler zu besetzen – und damit die Bedingungen für Schweizer Torhüter zu erschweren.

«Gerade auf der Goalie-Position, wo es sowieso für Junge schon schwierig ist, das Vertrauen zu erhalten und eine Nummer-1-Position zu ergattern, ist das heikel», meint SRF-Experte Marc Reichert. «Da wird in Zukunft die eine oder andere Chance verbaut werden.»

Allerdings sieht der ehemalige SCB-Center auch Vorteile in der aktuellen Entwicklung:

  • «Durch die Aufstockung der National League auf 14 Teams (ab nächster Saison, d. Red.) gibt es 4 Goalie-Positionen mehr in der höchsten Liga.»
  • «Der Konkurrenzkampf mit den starken ausländischen Goalies kann auch beleben.»

Gemäss Weibel wird schon seit Jahren an guten Bedingungen für potenzielle Nachfolger von Berra und Genoni gearbeitet. Neu ist die Schweizer Nati auch Teil der Euro Hockey Tour , wo sie sich mit den absoluten Grössen des Eishockeys messen kann. «Da können die nachstossenden Goalies wertvolle Erfahrungen sammeln», so Weibel.

Die Optionen sind da ...

Einen eindeutigen Kandidaten als neuen Schweizer Spitzen-Goalie können weder Weibel noch Reichert nennen, mit Sandro Aeschlimann, Joren van Pottelberghe, Melvin Nyffeler, Ludovic Waeber, Akira Schmid oder Philip Wüthrich gibt es aber einige valable Optionen. Und die Liste ist natürlich nicht abschliessend.

Wie sich die Situation der Schweizer Goalies entwickeln wird, muss sich zeigen. Unbestritten ist aber gemäss Reichert: «Wenn man an der Weltspitze dabei sein will, braucht man einen guten Goalie.»

SRF zwei, sportlive, 26.05.2022, 19:00 Uhr ; 

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