«Er weinte, wenn er vom Eis musste» und «er schlief sogar mit Scheibe und Schlittschuhen im Bett»: Wer dem Vater und dem Grossvater von Kevin Fiala zuhört, wird den Verdacht nicht los, dass der St. Galler ein geborener Eishockeyspieler ist.
Zusammen mit Vater Jan, der bei seinem Besuch im «Sportpanorama» am Sonntag im Publikum sitzt, arbeitete Fiala junior bereits als Jungspund hart an seinem Können. Nicht selten standen die beiden um 6:00 Uhr morgens auf dem Eis, «noch bevor der Eismeister wach war», so Fiala. Für den NHL-Söldner ist klar: «Es geht nur übers Training. Ich weiss nicht, wo ich ohne diese Trainings heute wäre.»
Ich musste lernen, dass ich nicht einfach alle ausdribbeln kann.
Von den Schweden «geschockt»
Fiala ging seinen eigenen, nicht unbedingt gewöhnlichen Weg. Bereits mit 16 Jahren wechselte er nach Schweden, verdiente sich seine Sporen erst bei den Malmö Redhawks und dann bei HV71 aus Jönköping ab. Im hohen Norden habe er viel von seiner heutigen Arbeitsmoral gelernt.
«Die Schweden haben einander gepusht, haben immer Extra-Schichten eingelegt. Das war ein Schock für mich zu Beginn», gibt Fiala zu. Der heute 29-Jährige musste auch als Mensch reifen. Andreas Johansson, sein damaliger Coach bei HV71, habe den aufmüpfigen Stürmer nach Vergehen auch mal zu den Junioren geschickt. Am Ende habe ihn das noch stärker gemacht.
Auch in Übersee musste der Erstrunden-Draft zu Beginn viele Gewohnheiten ablegen. «Ich musste lernen, dass es nicht immer einfach läuft, dass ich nicht einfach alle ausdribbeln kann.» Nach einem Umweg über die AHL etablierte sich Fiala bei Nashville auch in der NHL, später folgten weitere erfolgreiche Stationen in Minnesota und aktuell Los Angeles.
Teamkollegen unterbinden Schweizerdeutsch
Viel geholfen hat dem Ostschweizer seine Mehrsprachigkeit: Neben Deutsch und Englisch beherrscht er dank seinen Eltern auch Tschechisch, auch dank seiner Frau Jessica lernte er zudem Schwedisch. «Die Sprachen helfen, sich überall etwas mehr zu Hause zu fühlen.»
Er habe es aber auch genossen, beispielsweise in Nashville mit seinen Landsmännern Roman Josi und Yannick Weber in seiner Muttersprache zu sprechen. Allerdings: «Die Amerikaner und Kanadier haben es nicht gerne, wenn ich in der Garderobe auf Schweizerdeutsch herumschreie. Das verstehe ich auch: Sie denken wohl, wir würden über sie sprechen.»
WM, Olympia – oder doch Stanley Cup?
Aktuell steht für Fiala seine 11. Saison in der besten Liga der Welt an. Grosses Ziel ist – wie jedes Jahr für jeden NHL-Spieler – der Gewinn des Stanley Cups. Allerdings stehen mit dem Schweizer Nationalteam neben der alljährlichen WM auch noch die Olympischen Spiele in Norditalien an. Drei Gelegenheiten also für Fiala, seinen ersten Titel zu gewinnen.
Welchen er am liebsten gewinnen würde? «Ich stelle alle drei auf die Nummer 1.»