Erst zum 2. Mal in der Ära von Patrick Fischer als Nati-Headcoach hat die Schweiz ihr WM-Startspiel verloren. Das 4:5 nach Verlängerung gegen Tschechien in Herning war mit Ausnahme von spannend in etwa alles, was der Final zwischen ebendiesen Mannschaften vor einem Jahr in Prag nicht gewesen war: chaotisch, torreich und fehlerbehaftet.
Gut möglich, dass sich dieser überraschend offene Schlagabtausch mit dem Weltmeister trotz der Niederlage im Verlauf des Turniers für die Schweiz eher als Segen denn Fluch entpuppt. Die Nati hat bewiesen, dass sie mit einem Titel-Mitfavoriten auf Augenhöhe agieren kann.
Das Startspiel hat aber auch gezeigt, wo die Schweiz noch Mängel aufweist. Fischer und seine Assistenten an der Bande dürften zahlreiche Erkenntnisse dazugewonnen haben.
Schmids gelungene WM-Premiere
Mit Tim Berni, Tyler Moy, Nicolas Baechler, Simon Knak und Sandro Schmid kamen gleich fünf Spieler gegen Tschechien zu ihrer Feuertaufe auf der WM-Bühne. Aus dem Quintett am meisten auf sich aufmerksam machte Schmid. Der Flügelstürmer von Fribourg-Gottéron wusste nicht nur aufgrund seiner beiden Tore – das erste zum vermeintlichen 2:0 wurde wegen Abseits aberkannt – zu überzeugen.
Schmid schaffte es auch wiederholt, seine Linienkollegen in Szene zu setzen und so Torchancen zu kreieren. Zu Beginn der Partie noch in der 4. Sturmformation mit Baechler und Knak unterwegs, erhielt der 24-Jährige im Verlauf der Partie immer mehr Einsatzzeit im Parade-Sturm um Nico Hischier und Timo Meier.
Im Umkehrschluss bedeutet Schmids «Upgrade», dass Moy für einmal keine Werbung in eigener Sache machen konnte. Trotz seiner Vorlage im Powerplay zu Schmids 3:3 kam der Lakers-Stürmer im letzten Drittel nur noch wenig zum Zug.
Viele Höhen und Tiefen
Nach einem guten Start brachte sich die Schweiz mit zwei Strafen zum Schluss des Startdrittels fast schon aus dem Nichts selber in Schwierigkeiten. Im Mittelabschnitt wurde die Nati klar dominiert. Während die Tschechen einen Gang hochschalten konnten, schaffte es die Schweiz nicht, mit der Intensität des Gegners mitzuhalten.
Es spricht aber für das Fischer-Team, dass es im 3. Drittel eine Reaktion zeigen und den 2:3-Rückstand auf überzeugende Art und Weise in eine 4:3-Führung verwandeln konnte. Umso ärgerlicher, dass eine unglückliche Strafe in der Schlussphase zu einer erneuten Wende zu Ungunsten der Schweiz führte.
Gegen Dänemark in Favoritenrolle
Aus Sicht der Nati gilt es nun, die wenigen Stunden bis zum nächsten Spiel bestmöglich zu nutzen, um am Samstag gegen Dänemark einen Schritt in die richtige Richtung zu machen. Gegen den Co-Gastgeber wird die Schweiz – anders als gegen Tschechien – als Favorit in die Partie gehen, zumal die Dänen in ihrem Auftaktspiel am Freitagabend gegen die USA bei weitem keine Begeisterungsstürme beim Heimpublikum auslösen konnten.
Es ist durchaus vorstellbar, dass Fischer im Line-up die eine oder andere Justierung vornehmen wird. Auch gegen Dänemark nicht dabei sein wird Kevin Fiala, bei dem eine WM-Teilnahme aus privaten Gründen weiter in der Schwebe ist. Nati-Direktor Lars Weibel sagte im Pausen-Interview jedoch, dass der Verband diesbezüglich «vorsichtig optimistisch» sei.