«Und was nun?», fragt sich die französische Sportzeitung L'Equipe . Nach dem dramatischen Out gegen Manchester United liegt Paris Saint-Germain am Boden – nicht zum ersten Mal.
Erst vor zwei Jahren erlitten die Pariser ein 1:6-Debakel in Barcelona (das Hinspiel hatten sie 4:0 gewonnen). Nun suchte der Albtraum den französischen Spitzenklub auf ein Neues heim.
Tuchel: «Entsetzlich und grausam»
Dabei hätte ein solches Szenario nicht noch einmal eintreten dürfen. Klubchef Nasser al-Khelaifi hatte schliesslich im Zuge der Barcelona-Pleite Neymar und Kylian Mbappé verpflichtet. Und was hätte schon schiefgehen sollen nach dem 2:0-Sieg im Old Trafford im Hinspiel?
Ich bin ein grosser Verfechter des Videobeweises, und ich bleibe ein grosser Verfechter des Videobeweises.
Als «entsetzlich und grausam» bezeichnete PSG-Coach Thomas Tuchel denn auch die 1:3-Schmach vom Mittwoch. Trotz drückender Überlegenheit sah sich sein Starensemble gegen eine mit Teenagern gespickte Rumpfmannschaft um den Viertelfinal-Einzug geprellt.
«Ohne einen Schuss abzufeuern, haben sie ein Tor erzielt, das ist unerklärlich. Sie haben drei Tore erzielt, ohne anzugreifen. Das ist schwer, vielleicht unmöglich zu analysieren», haderte der Deutsche.
Neymar flucht über den VAR
Der verletzte Superstar Neymar, der das Geschehen im Prinzenpark fassungslos mitverfolgte, hatte den Schuldigen schnell gefunden. «Es ist eine Schande. Da sitzen vier Leute, die keine Ahnung von Fussball haben, und schauen sich eine Zeitlupe vor dem Fernseher an», schimpfte der Brasilianer.
Vom Klub war er dazu verpflichtet worden, aus Brasilien anzureisen, um seine Teamkollegen vor Ort zu unterstützen. Er wurde Zeuge eines Fiaskos.
Tuchel äusserte sich weit differenzierter. «Ich bin ein grosser Verfechter des Videobeweises, und ich bleibe ein grosser Verfechter des Videobeweises», sagte er in der bitteren Stunde. Schliesslich hatte der VAR in der 94. Minute für das Out seines Klubs gesorgt.
Bereits zum dritten Mal in Folge bleibt Paris Saint-Germain in den Achtelfinals hängen. Angesichts der Investitionen der letzten Jahre kommt dies einer Blamage gleich. Dennoch muss Tuchel offenbar nicht um seinen Job bangen. «Ich habe Vertrauen in den Trainer und seine Entscheidungen», sagte Al-Khelaifi.
Was macht der Sportdirektor?
Gefordert sind nun auch die Klub-Verantwortlichen rund um Sportdirektor Antero Henrique. PSG müsse nun Spieler verkaufen, um nicht mit dem Financial Fairplay in Konflikt zu treten, schreibt L'Equipe .
Um die Harmonie zwischen Henrique und Tuchel sei es spätestens seit dem Fall um Adrien Rabiot geschehen. Der Nationalspieler figuriert wegen anhaltender Wechselgerüchte seit Ende Dezember nicht mehr im Kader.
Durchaus denkbar ist, dass sich auch andere Stars wie ein Neymar neu orientieren werden. Denn der Glaube an den ersehnten Gewinn der Champions League mit dem PSG ist auf ein Minimum geschwunden.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 06.03.2018, 20:15 Uhr