Er kam, sah und siegte. Das geschichtsträchtige «Veni, vidi, vici»-Zitat ist geradezu geschaffen für den YB-Neuling Alan Virginius. Denn der 21-Jährige gehört erst seit dem 3. August dem Kader an, er brauchte keine Anlaufzeit und führte mit seinem späten Treffer in Istanbul «Gelb-Schwarz» endgültig an die lukrativen Honigtöpfe der Champions League heran.
Umgemünzt auf Virginius' entscheidende Aktion beim 1:0-Auswärtssieg über Galatasaray im CL-Playoff-Rückspiel (nach dem 3:2-Mini-Polster aus dem ersten Duell) könnte das Sprichwort auch lauten: Unbekümmert angerauscht, mustergültig lanciert worden und kaltblütig vollendet.
So stempelte die Berner Nummer 21 in der 69. Minute ein und zeigte auf dem rechten Flügel sogleich starke Ansätze. In der 87. Minute nutzte der Franzose den Matchball und ersparte mit der Führung seinen Farben in einer aufgeladenen Partie die ultimative Nervenschlacht. Cedric Itten antizipierte bei einem Konter den Laufweg seines Teamkollegen und passte diesem den Ball perfekt getimt zu. Virginius kreuzte den Laufweg seines Gegenspielers, zog ihm davon und spitzelte zum 1:0 in die Maschen ein.
«Perfekt einstudiert», befand hinterher SRF-Fussball-Reporter Jeff Baltermia. Dabei spulte das aus der Ligue 1 gekommene Talent noch gar nicht allzu viele Trainingseinheiten mit seinen neuen Kollegen ab. Trotzdem steht der Jungspund nach erst 2 Einsätzen für den Meister und total 81 Minuten schon bei 4 Treffern – der Hattrick zu seinem Einstand am 17. August beim 10:0 im Cup in der Provinz gegen den Zweitligisten Printse-Nendaz war indes ein weniger bedeutendes Husarenstück.
Der einzige Torschütze am Dienstagabend im Hexenkessel Ali Sami Yen reichte die Lorbeeren umgehend weiter. «Wir haben das gemeinsam geschafft. Physisch und mental waren wir absolut bereit», sagte er. Natürlich sei es die Aufgabe von Ersatzleuten, neuen Schwung reinzubringen. Der Schlusspunkt sei dank Instinkt, «vor allem aber dank dem genialen Pass zustande gekommen».
Doch nicht aus dem Hut gezaubert
So rasant Virginius eingeschlagen hat, so schleppend war sein Transfer zustande gekommen. Seine Ankunft war nämlich schon Anfang Kalenderjahr in den Medien verschrien worden. In der Umbauphase zur Winterpause der Saison 2023/24 blieb es letztlich beim Gerücht.
Nach dem komplett missratenen Liga-Start besserten die Hauptstädter nach und brachten das Leihgeschäft mit Kaufoption mit Verspätung doch noch zu einem Ende. In einer Phase, in der in erster Linie die löchrige Defensive die ganz grosse Achillesferse gewesen war, investierten die Young Boys in den Angriff und verpflichteten den von seinem wirblig, flinken Stil an Meschack Elia erinnernden Virginius. Ein Schachzug, der sich voll und ganz ausbezahlt hat ...