Nach den schweren Ausschreitungen von letzter Woche beim Conference-League-Spiel Nizza-Köln mit 32 Verletzten taxieren die Behörden auch die CL-Begegnung vom Dienstag zwischen Olympique Marseille und Djibril Sows Eintracht Frankfurt als Hochrisiko-Spiel. Mit mehreren Massnahmen wollen sie Unruhen vorbeugen:
- Der Verkauf von Alkohol ist in mehreren Bezirken Marseilles ab Dienstag, 14:00 Uhr verboten.
- Nur Frankfurt-Fans, die ein Ticket besitzen und mit offiziellen Bussen unter Polizeischutz anreisen, erhalten Zutritt zum Stade Vélodrome und Umgebung.
- In den Stadion-nahen Gebieten ist es Frankfurt-Fans bereits seit Montagmittag verboten, in der Öffentlichkeit Fan-Utensilien zu tragen, Fan-Gesänge anzustimmen oder sich anderweitig als Fan erkennen zu geben.
Eintracht Frankfurt wies seine Anhänger darauf hin, dass die Polizei die Verbote konsequent durchsetzen werde. Den deutschen Fans sind für die Partie im 63'000 Plätze umfassenden Stadion 3300 Sitze zugeteilt worden. Der Bundesligist rechnet aber damit, dass bis zu 5000 weitere Fans ohne Ticket anreisen werden, darunter Hardcore-Ultras.
«Wollen ein grosses Fussballfest»
Marseilles Coach Igor Tudor rief die eigenen Fans zur Ruhe auf und forderte «ein grosses Fussballfest». Man wolle «ein gutes Beispiel für die Fussballkultur geben». Mittelfeldspieler Mattéo Guendouzi meinte optimistisch: «Unsere Fans wissen, wie sie sich verhalten müssen.»
Ein Auge dürfte die Polizei auch auf mögliche Provokationen durch angereiste Fans von Paris SG haben, Marseilles Erzrivalen. Vergangene Woche hatten sich Kölner und verbündete PSG-Anhänger Schlägereien mit Nizza-Fans geliefert.
Schon 2018 harte Massnahmen
Schon anlässlich des Europa-League-Spiels Marseille-Frankfurt im Jahr 2018 hatten die Behörden in Südfrankreich harte Massnahmen ergriffen – obwohl die Partie wegen einer Uefa-Strafe gegen «OM» ganz ohne Zuschauer stattfand. Trotzdem angereisten Frankfurt-Fans war es damals komplett verboten, das Stadtgebiet von Marseille zu betreten – ein Gericht befand die Massnahme später für unrechtmässig.
In Frankreichs Stadien hat es seit letzter Saison wiederholt schwere Ausschreitungen gegeben. Politik und Sicherheitsbehörden wollen die Situation unter Kontrolle bringen und vor der Rugby-WM 2023 und Olympia 2024 beweisen, dass das Land grosse Sport-Events ausrichten kann.
