«Gegen wen auch immer wir antreten: Neuseeland wird ein Team sein, das spielt, um zu gewinnen.» Wahrscheinlich schwang bei den Fans der neuseeländischen Nati durchaus eine gewisse Skepsis mit, als Neo-Trainerin Jitka Klimkova versprach, ihr Augenmerk auf die Offensive zu legen, auf Ballbesitz-orientierten Spielaufbau. Denn die Tschechin war als Aktive Verteidigerin gewesen. Und die Neuseeländerinnen hatten sich an Weltmeisterschaften eher den Ruf erarbeitet, primär auf eine gesicherte Defensive zu setzen. Und in Form von Kontern zu versuchen, Nadelstiche zu setzen.
Noch ist es Klimkova nicht gelungen, die Sturm-und-Drang-Phase einzuläuten. Seit September 2021 ist die 48-Jährige im Amt. Seither gab es erst zwei Vollerfolge, nur zweimal erzielte ihre Equipe mehr als 1 Tor (je 2 Treffer gegen Südkorea und die Philippinen). Zuletzt warteten die «Ferns» während 10 Partien auf einen Sieg. Auch die WM-Bilanz ist bescheiden. Aus 15 Auftritten an Weltmeisterschaften resultierten 3 Remis und 12 Niederlagen.
Mit den Aussenseiterinnen Philippinen in der Gruppe
ist die Chance auf einen Historien-Erfolg indes in Reichweite.
Der Hauptgrund liegt auf der Hand: Lange dominierten bei den «Kiwis» die typischen Commonwealth-Sportarten Rugby, Cricket und Netball, eine Art Basketball. Doch der Fussball erfreut sich unterdessen wachsender Popularität. Die Nachwuchsarbeit trägt Früchte: 2018 holte Neuseeland WM-Bronze in der U17-Kategorie. Damals mit dabei war die heute 22-jährige Hoffnungsträgerin Gabi Rennie. Sie traf in der A-Nati mit ihrem allerersten Ballkontakt an den Olympischen Spielen in Tokio.
Gegnerische Teams aus dem Reisekatalog
Ein anderes Problem: Seit Australien 2006 zur Asien-Konföderation wechselte, gibt es für Neuseeland in den kontinentalen Wettbewerben keine Gegnerinnen auf Augenhöhe mehr. Die Ozeanien-Meisterschaft 2018 etwa, die auch als WM-Quali gilt, ging diskussionslos an die «Swanz». Mit dem Torverhältnis von 43:0 in 5 Partien. Die Kontrahenten heissen jeweils Fidschi, Tonga oder Papua-Neuguinea und lassen eher an malerische Strände denn an Fussball denken. Klimkova hat solch ein Turnier – und dementsprechend inflationären Torjubel – noch nicht miterlebt. Als Co-Gastgeberinnen war Neuseeland automatisch qualifiziert und nahm 2022 nicht am Ozeanien-Wettbewerb teil.
Auf die leichte Schulter nehmen sollte die Schweiz die Gastgeberinnen dennoch nicht. Wie schwer es sein kann, die neuseeländische Defensive zu knacken, erfuhren an der WM 2019 die Niederlande: In der Vorrunde bissen sich die späteren Finalistinnen 92 Minuten lang die Zähne aus, ehe doch noch das 1:0 fiel. Wenn dann auch noch Klimkovas Offensivpläne funktionieren und die Heimfans Euphorie entfachen können, ist eine Überraschung durchaus denkbar.
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