- Die Schweizer Nati unterliegt Brasilien im 2. Spiel an der WM 2022 nach aufopferndem Kampf 0:1.
- Im Stadium 974 in Doha sorgt Casemiros Geniestreich (83.) spektakulär für die Entscheidung und damit das Achtelfinal-Ticket der «Selecao».
- Der Schweiz spielt in die Karten, dass die andere Affiche der Gruppe G zwischen Kamerun und Serbien remis endet.
Es ist nicht bekannt, welche Worte Trainer Murat Yakin in der Halbzeitpause an seine Mannschaft richtete. Doch sie zeigten fraglos Wirkung. Plötzlich trat die Schweiz mutiger auf, suchte ihr Glück vermehrt in der Offensive und erarbeitete sich Chancen: Silvan Widmer (53.) fand nach herausragendem Diagonalpass von Granit Xhaka keinen Abnehmer in der Mitte. 7 Zeigerumdrehungen später vergaben der eben eingewechselte Edimilson Fernandes sowie Djibril Sow eine Doppelchance.
Die Sturm-und-Drang-Phase der Schweizer endete abrupt. Vinicius fand auf der linken Seite (zu) viel Platz vor, Nico Elvedis Grätsche kam zu spät. Der Siegtorschütze des diesjährigen Champions-League-Finals netzte trocken zum 1:0 ein. Doch bekanntlich gehört die Welt den Mutigen: Der VAR entlarvte eine dem Treffer vorausgehende Abseitsposition – alles zurück auf Start.
Die Brasilianer bissen sich in der Folge zunächst an der Schweizer Defensive die Zähne aus. Aber wie so oft bei grossen Mannschaften reichte ein Geniestreich, um die Entscheidung herbeizuführen: Nach schöner Kombination über Vinicius und Rodrygo kam Casemiro zum Abschluss. Sein Dropkick mit dem Aussenrist schlug unhaltbar im langen Eck ein. So bitter das Gegentor der Schweiz schmeckte, so sehenswert war es. Die Nati konnte nach den kräftezehrenden rund 80 Minuten nicht mehr auf den Rückstand reagieren. Gestohlen ist der Sieg der insgesamt überlegenen Südamerikaner, die somit in der K.o.-Phase stehen, definitiv nicht.
Als wichtig dürfte sich erweisen, dass die Schweiz kein weiteres Tor kassierte. Trotz der knappen Niederlage könnte der Schweiz gegen Serbien ein Remis zum Achtelfinal-Einzug genügen. Voraussetzung: Kamerun schlägt Brasilien nicht. Die Szenarien im Detail:
Halbzeit 1 im Zeichen der Stabilität
Yakin vertraute demselben Team, das Kamerun niedergerungen hatte. Prominente Ausnahme: Xherdan Shaqiri sass, nachdem er ein Zwicken im Oberschenkel verspürt hatte, auf der Bank. Für ihn kam Fabian Rieder zum Startelf-Debüt. Diese diszipliniert auftretende Equipe machte Brasilien das Leben schwer. Für den neutralen Zuschauer ging das auf Stabilität bedachte Agieren zu Lasten der Attraktivität. Die Nerven der Nati-Fans beruhigte es derweil, dass die ( auch ohne Neymar glänzend besetzte) Offensive um Vinicius, Richarlison und Raphinha kaum Auslauf erhielt.
So dauerte es bis zur 27. Minute, ehe Yann Sommer ein erstes Mal eingreifen musste: Nach einem langen Zuspiel von Raphinha liess Rieder im Rücken Vinicius entwischen. Der Akteur von Real Madrid traf den Ball nicht wunschgemäss, weshalb Sommer klären konnte. Zwar gelangten die Brasilianer gelegentlich in brenzlige Zonen, doch konkrete Abschlüsse folgten kaum.
Der 5-fache Weltmeister musste in dieser 1. Hälfte auch nicht die letzte Konsequenz an den Tag legen, wusste er schliesslich: Bei so vielen hochbegabten Akteuren würde diese eine gelungene Aktion schon noch folgen. Den Beweis lieferte bekanntlich Casemiro.
So geht's weiter
Zum Abschluss der Gruppenphase kommt es für die Schweiz zum emotionalen Duell mit Serbien, während Brasilien auf Kamerun trifft. Beide Partien gibt es am Freitag, 2. Dezember, um 20 Uhr live bei SRF.