Den Titelverteidiger hat es am heftigsten erwischt. Captain Hugo Lloris, Topstürmer Karim Benzema, Paul Pogba, Theo Hernandez, Lucas Digne sowie Kingsley Coman und Lucas Hernandez – zwei Monate vor Beginn der Weltmeisterschaft ist das Lazarett der französischen Nationalmannschaft bereits brechend voll.
Der Schweizer Nationaltrainer Murat Yakin kann derzeit (noch) fast aus dem Vollen schöpfen. Neben Noah Okafor (Zahnprobleme), plagt sich nur Xherdan Shaqiri mit muskulären Problemen herum.
WM vor dem Fernseher?
Die Angst vor einer «Verletzten-WM» dürfte aber auch das Schweizer Lager umtreiben. Schliesslich stehen bis zum WM-Start (20. November) nach der Nations League nur noch englische Wochen mit Partien in den nationalen Ligen, den Cup-Wettbewerben sowie dem Europacup im Terminkalender.
Die Vermutung liegt nahe, dass zahlreiche Topspieler bei diesem beinharten Programm auf der Strecke bleiben werden und die WM vor dem Fernseher verfolgen müssen. Zumal die meisten Leistungsträger der Nati in Klubs spielen, die auf allen drei Hochzeiten tanzen.
«Die Grenze ist überschritten»
Zumindest für die Verantwortlichen der Bundesligisten scheint dieses Szenario realistisch zu sein. «Die Grenze ist überschritten – und dann knallt man noch eine WM im Winter raus», sagt Djibril Sows Trainer Oliver Glasner von Eintracht Frankfurt: «Die Spieler sind teilweise überlastet.»
Ganz ähnlich sieht es Leipzig-Coach Marco Rose: «Wenn man unsere Nationalspieler sieht, die jetzt zwei Spiele haben und aus englischen Wochen kommen, in sechs englische Wochen gehen – dann muss man natürlich sagen, dass das für die Jungs zu viel ist und sie irgendwann auch mal an ihre Grenzen stossen.»
Klopp im Clinch mit Ceferin
Die Klubs und die Verbände schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Zuletzt kriegten sich dabei Jürgen Klopp und Uefa-Präsident Aleksander Ceferin in die Haare. «Es gibt nur eine Richtung, wohin das führt – und das ist gegen die Wand», sagte der Liverpool-Trainer im Kicker . Doch wenn er das Thema anspreche, «kommt Aleksander Ceferin aus der Ecke und macht eine polemische Aussage, dass andere Leute viel mehr arbeiten müssten».
Zuvor hatte Ceferin den Profis ans Herz gelegt, nicht zu viel zu jammern. Unterbezahlte «Fabrikarbeiter» hätten ein Recht, sich zu beschweren, sagte der Slowene: «Es ist einfach, immer die Fifa und die Uefa anzugreifen, aber die Diskussion ist simpel: Wenn du weniger spielst, verringern sich die Gehälter.» Ceferin bemängelte vor allem die Haltung vieler Klubs: «Niemand verzichtet auf etwas.»
Klopp ist sich der Problematik bewusst. Nach Ansicht des Trainers gibt es «zu viele unterschiedliche Interessenvertreter», von denen «keiner an die Spieler denkt». Doch der Fussball sei «nur richtig schön», wenn die Besten auf dem Feld sind». Ein frommer Wunsch mit Blick auf die WM.