Vor exakt einer Woche drohte die Situation rund um das Frauen-Nationalteam von Spanien komplett zu eskalieren. Neo-Trainerin Montse Tomé bot 23 Spielerinnen für die Nations-League-Partien gegen Schweden und die Schweiz auf, welche sich explizit als nicht-nominierbar erklärt hatten.
Weil der spanische Fussballverband (RFEF) und die oberste spanische Sportbehörde (CSD) im Fall eines Nicht-Erscheinens mit harten Strafen wie dem Lizenz-Entzug drohte, rückten sämtliche «Rebellinnen» ins Camp ein. Es kam zum Krisengipfel in Oliva, einer Stadt in der Provinz Valencia. In den spanischen Medien war nur noch von der «Cumbre de Oliva» (Gipfel von Oliva) die Rede.
Die Sitzung zwischen den Spielerinnen, vereinzelten Mitgliedern von der RFEF und Victor Francos, dem CSD-Präsidenten, dauerte bis Mittwoch um 4 Uhr Morgens.
Kaum Zeit für Fussball und doch siegreich
Über das Resultat staunten viele nicht schlecht: 21 der 23 Spielerinnen entschieden sich, beim Nationalteam zu bleiben und ihrer Nomination Folge zu leisten. Dies trotz der Zusicherung vonseiten des CSD, dass eine Abreise keine Sanktionen nach sich ziehen würde. Nur 2 Akteurinnen, Patri Guijarro und Mapi Leon, reisten wieder ab. Guijarro und Leon gehörten bereits zu den Spielerinnen, welche freiwillig auf eine WM-Teilnahme verzichtet hatten.
Keine 48 Stunden nach der «Cumbre de Oliva» trat Spanien in Göteborg zum Nations-League-Spiel gegen Schweden, der Weltnummer 1 im Fifa-Ranking, an. Die Spanierinnen gewannen mit dem letzten Schuss der Partie mit 3:2.
Quo vadis?
In den Tagen nach dem Sieg in Schweden meldete der spanische Verband die Entlassung von Andreu Camps, dem Generalsekretär und einem der grössten Verbündeten des ehemaligen Präsidenten Luis Rubiales. Ein Zeichen, dass die im Krisengipfel von den Spielerinnen gestellten Anforderungen ernst genommen wurden. Den Weltmeisterinnen wurden diverse strukturelle Veränderungen in der RFEF zugesichert.
Wie diese im Detail aussehen, weiss niemand so richtig, auch die spanische Presse nicht. Toni Cruz vom spanischen Radiosender Cadena Cope sagt: «Was sie wollen? Das ist die grosse Frage. Eine Menge Leute haben die RFEF schon verlassen, es tut sich was. Sie möchten nicht damit aufhören, denn sie spielen nicht nur Fussball, sondern sorgen nebenbei auch gesellschaftlich für grosse Veränderungen.»
Putellas als Stimme der Revolution – was passiert mit Tomé?
Der Streik der Spielerinnen mag ein Ende gefunden zu haben, die Revolution indes hat erst begonnen. Neben vielen anderen hängt auch die Zukunft von Nationaltrainerin Tomé in der Schwebe. «Die Spielerinnen sehen in ihr die Fortsetzung der Ära um Jorge Vilda», meint Cruz. Vilda, ein weiterer Verbündeter von Rubiales, musste seinen Posten trotz dem WM-Titel räumen. Radio-Journalist Cruz glaubt, dass die Nations-League-Partie gegen die Schweiz Tomés letztes Spiel als Nationaltrainerin sein könnte.
Tomé selbst sagte an der Pressekonferenz vor dem Schweiz-Spiel, die Spielerinnen hätten ihr nie das Gefühl gegeben, dass sie nicht erwünscht sei. Tatsächlich drang bisher noch kein schlechtes Wort der Spielerinnen über Tomé nach aussen.
Das scheint jedoch auch Teil der Taktik der «Rebellinnen» zu sein. Angeführt von der zweifachen Weltfussballerin Alexia Putellas nennen sie im Bestreben nach Veränderungen keine konkreten Namen, sondern fordern einschneidende strukturelle Veränderungen.