Es ist eine dieser Geschichten, die nur der Sport schreiben kann. Sie handelt auch von einem grossen Star mit klingendem Namen. Hope Solo war in den USA und im Frauenfussball allgemein eine Ausnahmeerscheinung.
Überzeugend auf dem Feld, mit grossen Auftritten neben dem Rasen. Ein gefeierter Star auf Social Media, regelmässiger Gast in TV-Shows und auf roten Teppichen. Kurz: Keine Person, die man sich als ideale Vorgängerin vorstellt, weil man im Vergleich nur verlieren kann.
Wie Alyssa Naeher. Nach den Olympischen Spielen 2016 wurde sie die neue Nummer 1 im Tor der USA. Nicht unumstritten. Vereinzelte Patzer schadeten ihrer sportlichen Reputation, der Hang zur Show ging ihr im Gegensatz zu Solo gänzlich ab.
Als die USA in die WM in Frankreich starteten, galt Naeher als einer der wenigen Schwachpunkte im US-Team. Zwei grobe Fehler im Gruppenspiel gegen Chile und im Achtelfinal gegen Spanien schienen die Kritiker zu bestätigen.
Vom Schwachpunkt zum Matchwinner
Doch im Halbfinal gegen England wuchs Naeher über sich hinaus. Eine starke Parade in der 1. Halbzeit und vor allem ein gehaltener Penalty 5 Minuten vor Schluss machten sie zur umjubelten Matchwinnerin für ihr Team.
«Mir geht es nicht um Vergleiche», sagt Naeher auf Solo angesprochen. «Es geht darum, wie ich diesem Team helfen kann, diese WM zu gewinnen», sagt die Torhüterin. «Mein Ziel ist, jeden Tag eine bessere Person und eine bessere Torhüterin zu werden.»
Eine Torhüterin, die bald einen WM-Titel auf der Visitenkarte stehen hat? Ein einziger Sieg fehlen Naeher und ihrem Team noch zum ganz grossen Triumph. Zu einer neuen Hope Solo würde Naeher damit nicht – aber zu einer Torhüterin, die keinen Vergleich mehr zu scheuen braucht.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 02.07.2019, 20:40 Uhr