«Hat ihre Tochter denn überhaupt Fussballschuhe?», fragt der Trainer die Mutter am Telefon. Und die entgegnet: «Natürlich hat sie das, und zwar, seit sie gehen kann.» Laura Walker lacht, als sie die Anekdote erzählt, die den Beginn ihrer Fussballkarriere bedeutete.
Nach der Matura ging ich auf Reisen und dachte, ich würde mit Fussball aufhören.
Fussball boomte, die Probetrainings des FC Blue Stars waren eigentlich ausgebucht. Doch die elfjährige Laura bekam eine Chance im Zürcher Stadtclub – und überzeugte auf Anhieb. Bald aber folgten Rückschläge: noch vor dem Schulabschluss zwei Kreuzbandrisse.
«Nach der Matura ging ich auf Reisen und dachte, ich würde mit Fussball aufhören. Er hatte nach den beiden schweren Verletzungen keine Priorität mehr in meinem Leben.» Zurück in der Schweiz, begann Laura Walker mit dem Sportstudium und merkte, dass in ihrem Leben eben doch etwas fehlte. «Ich ging zu GC und bin heute sehr froh, dass ich es tat.»
Acht Jahre später ist sie im GC-Team ein Urgestein, Captain und eine der Ältesten – auch wenn sie sich noch nicht wirklich alt fühle. «Ich bin keine, die extrem laut wird und immer wieder austickt. Aber wenn mir etwas nicht passt, vor allem auf dem Platz, dann sage ich schon meine Meinung», sagt die 27-Jährige.
Das Ziel ist klar: Wir wollen möglichst bald einen Titel gewinnen.
Mit ihrer Equipe erlebte sie in den letzten Jahren Höhen und vor allem Tiefen. Nun soll bei GC mit neuen Strukturen und neuer Führung rund um General-Managerin Lara Dickenmann alles anders werden: «Wir haben grosse Ambitionen und ein starkes Kader mit viel Qualität. Das Ziel ist klar: Wir wollen möglichst bald einen Titel gewinnen.»
Fussball hat einen grossen Stellenwert in Laura Walkers Leben. «Doch vom Halb-Profitum bin ich sehr weit weg», sagt die Spielerin der Women’s Super League. Als Sportwissenschaftlerin arbeitet die Zürcherin in einem 70-Prozent-Pensum in Bern und aus Freude jeweils an spielfreien Sonntagen als Barista im Café «Gleis 11» in Illnau.
Barista als Ausgleich – mit einer Konkurrentin
«Den richtigen Mahlgrad und die passende Menge finden … Kaffee fasziniert mich mega. Ich kann nicht ohne sein. Wenn mir jemand ein Kompliment macht für einen feinen Kaffee mit schönem Milchschaum, ist das für mich ein guter Tag.» Das Lokal am Bahnhof Illnau führt Walkers ehemalige Mitspielerin Noa Schärz, Teamkollegin Annina Rauber arbeitet mit – wie auch FCZ-Spielerin Nadine Riesen.
Ob das nicht problematisch sei, mit einer Konkurrentin hinter dem Tresen zu stehen, werde sie oft gefragt. «Nein, überhaupt nicht», ist Walkers klare Antwort. «Wir sind im ‹Gleis 11› ein grosses Team, da gibts keine Rivalität und schon gar kein Konkurrenzdenken.»