Inka Grings ist eine Frau der klaren Worte. Das bekamen auch die Spielerinnen der FC Zürich Frauen schon das eine oder andere Mal zu spüren. «Es gibt so ein paar Dinge, da haben sie schnell gemerkt, dass der Spass bei mir relativ schnell aufhört», sagte die 42-Jährige im «sportpanorama». Dann etwa, wenn nach einer Niederlage die eine oder andere etwas zu gut gelaunt ist.
Mit Niederlagen haben sich Grings und ihre Spielerinnen in dieser Saison noch nicht auseinandersetzen müssen. Nach 5 Runden führen die Stadtzürcherinnen die Tabelle ohne Verlustpunkte an. Das Traineramt hatte Grings bereits im Februar übernommen, im Mai folgte die Vertragsverlängerung.
Keine geplante Rückkehr zu den Frauen
Für die Deutsche, die während ihrer Aktivkarriere 16 Jahre für den MSV Duisburg stürmte, war es eine Rückkehr nach Zürich. Von 2011 bis 2013 spielte sie zwei Saisons lang beim FCZ, gewann beide Male Meisterschaft und Cup. Es ist aber auch eine Rückkehr in den Frauenfussball. Eine, die sie so nicht unbedingt geplant hat.
Für mich ist Fussball Fussball. Ich weiss, worüber ich spreche, wovon ich spreche. Und es kommt immer darauf an, wie man die Dinge vermittelt.
Grings macht denn auch keinen Hehl daraus, dass sie einst wieder in den Männerfussball wechseln will. Sie, die 2019 beim Viertligisten SV Straelen als erste Trainerin in einer der vier höchsten Ligen Deutschlands Geschichte schrieb. «Mich reizt einfach der andere Part. Von der Athletik und der Dynamik her ist es nochmals anders bei den Männern», sagt sie über ihre Beweggründe.
Den Stellenwert des Frauenfussballs will sie damit überhaupt nicht schmälern. Im Vergleich zu vor 10 Jahren, als sie als Spielerin zum FCZ stiess, sei der Frauenfussball in der Schweiz vom Niveau her attraktiver geworden, wobei die schrittweise Professionalisierung eine grosse Rolle spiele.
«Fussball ist Fussball»
Als Trainerin der FCZ Frauen sucht Grings bewusst den Kontakt zu ihren männlichen Pendants. Das habe sie schon immer gemacht, egal wo sie gearbeitet habe. Ihr gehe es darum zu sehen, wie diese arbeiten, was sie mitnehmen und lernen, aber auch, welche Inputs sie liefern könne. «Die Umgangsweise, wie analysiert wird, welche taktischen Gedanken man hat, das ist Fussball. Da ist es egal, ob Männlein oder Weiblein», sagt die sechsfache Bundesliga-Torschützenkönigin.
Diese Erfahrung – in positiver Weise – hat Grings auch bei ihrem Engagement beim SV Straelen gemacht. Der Klubpräsident hatte aufgrund eines muslimischen Spielers im Kader zuerst Bedenken, ob sie als weibliche Trainerin akzeptiert werden würde. Letztlich stellten sich die Sorgen aber als völlig unbegründet heraus. Sie habe mit besagtem Spieler heute noch Kontakt, erzählte Grings.
«Für mich ist Fussball Fussball. Ich weiss, worüber ich spreche, wovon ich spreche. Und es kommt immer darauf an, wie man die Dinge vermittelt», ist sie überzeugt. Diese feste Entschlossenheit brauche es, um erfolgreich zu sein, ist Grings ganz allgemein überzeugt und beschreibt Ehrgeiz als wichtigen Teil ihres Charakters.
Als Spielerin hat diese Eigenschaft Grings einst weit gebracht. Und als Trainerin hat sie einen Grossteil ihrer Karriere wohl erst noch vor sich.