Dass Deutschland im Frauenfussball zur Weltspitze gehört, ist kein Geheimnis. Acht Europa- und zwei Weltmeistertitel sprechen für sich. Würden die Schweizerinnen nur auf die bisherigen Resultate schauen, würden ihnen vor dem insgesamt 18. Direktduell in Erfurt am Freitag (ab 16:40 Uhr auf SRF zwei und in der Sport App) wohl gehörig die Knie schlottern.
In den 17 Spielen schaute ein einziges Unentschieden heraus, das allerdings bereits eine halbe Ewigkeit her ist: In der EM-Qualifikation 1988 rang die Nati den Nachbarinnen ein 0:0 ab. Sonst gab es nur Niederlagen und ein Torverhältnis von 4:80.
Wälti und Nielsens Vergleich mit Schwinger Stucki
Zeit also, im zweitletzten Testspiel vor der Europameisterschaft in England (ab 6. Juli) die Statistiken zumindest etwas zu schönen. Klappt es womöglich gar mit dem ersten Sieg?
Trotz der verletzungsbedingten Abwesenheit von Captain Lia Wälti verbreitet das Team im Vorfeld Zuversicht. «Es ist wie bei einem Schwingfest ohne Christian Stucki: Dann haben andere die Chance, sich zu zeigen», stellte Trainer Nils Nielsen eine Analogie zum Schwingsport her. Seinen Plan für das Spiel werde er jedenfalls nicht verändern.
Resultat steht nicht im Vordergrund
Sandy Maendly könnte für Wälti im Mittelfeld nachrücken, aber Nielsen ist zuversichtlich, dass die Arsenal-Spielerin in einer Woche wieder wird mittun können. Der Däne sagt, dass das Resultat gegen die Equipe der ehemaligen Schweizer Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg zweitrangig sei. «Die Leistung ist wichtiger. Wir wollen zeigen, dass wir bereit sind für die EM.»
Der Test gegen die DFB-Auswahl soll auch dazu dienen, sich für das dritte Gruppenspiel gegen die Niederlande vorzubereiten. Dies könnte entscheidend sein, ob die Schweiz erstmals in die Viertelfinals vorstösst. Nielsen sieht einige Parallelen, was den Spielstil der beiden Teams angeht. Am nächsten Donnerstag folgt ein letztes Testspiel im Letzigrund gegen England, ehe vier Tage später das Flugzeug Richtung Manchester abhebt.
Test ist für Deutschland die EM-Hauptprobe
Voss-Tecklenburg dürfte auch gegen ihr ehemaliges Team wenig Sentimentalitäten zulassen. Für die Deutschen ist der Test gegen die Schweiz der letzte vor der EM-Endrunde. Diese weckt bei den Fussballfans im Land einmal mehr sehr grosse Erwartungen.
Dass für manche nur der Titel gut genug ist, ist für Voss-Tecklenburg mehr Belastung als positiver Druck. «Ich glaube, das liegt auch daran, dass viele Menschen zu wenig aufgeklärt darüber sind, wie sehr sich der Frauenfussball entwickelt hat. Dass Deutschland immer gewinnt, ist kein Selbstläufer, auch wenn das früher vielleicht so wahrgenommen wurde», so die 54-Jährige. Sie stellt aber auch klar: «Wir stehen so da, dass wir sagen: Wir wollen um diesen Titel mitspielen.»