Das Schweizer Frauen-Nationalteam hat ein ereignisreichen 2023 hinter sich, Coumba Sow spricht von einem «turbulenten Jahr». Die Mittelfeldspielerin reise «mit gemischten Gefühlen» aus dem letzten Nati-Lager des Jahres ab. «Wir wollten die Nations-League-Kampagne mit einem Sieg beenden», sagt sie. Stattdessen gab es gegen Italien zum Abschluss eine 0:3-Pleite.
Und so bleibt die Stimmung beim Nationalteam trotzt des Sensationssiegs gegen Schweden von letzter Woche getrübt. Denn Lichtblicke wie jener Coup oder auch der Gruppensieg an der WM in Australien und Neuseeland im Sommer waren selten.
Da liess man sich einfach abschlachten.
Viel häufiger musste die Equipe Ohrfeigen wegstecken. Wie etwa beim 1:7 in Zürich gegen Spanien Ende Oktober. «Da liess man sich einfach abschlachten und man merkte: Das Team lebt nicht mehr», sagt SRF-Nati-Expertin Martina Moser.
Grings weg – Probleme im mentalen Bereich?
Die teils desolaten Leistungen kosteten Nati-Trainerin Inka Grings nach nur 11 Monaten im Amt den Job. Ihre Bilanz: Ein Vollerfolg in 14 Spielen.
Moser sieht das grosse Problem weniger im physischen, sondern im psychischen Bereich. «Der Erfolg blieb dieses Jahr häufig aus, weil es mental nicht stimmte. Gegen Schweden sah es ganz anders aus. Da wollte man den Sieg unbedingt über die Zeit retten.»
Da stand bereits Reto Gertschen an der Seitenlinie. Der 58-Jährige übernahm das Team für die letzten beiden Spiele des Jahres. Ab Donnerstag ist er wieder als Ausbildungschef tätig.
Die Spielerinnen sind in der Pflicht
Der Übergangscoach richtete zum Abschluss seiner 10-tägigen Ägide eine deutliche Botschaft an die Spielerinnen – vor allem in Hinblick auf die Heim-EM 2025: «Alle müssen mehr investieren, damit man in 18 Monaten bereit ist. Als Trainer kann man viel probieren, aber am Ende sind die Spielerinnen auf dem Feld in der Pflicht.»
Für Moser müsse sich nun «jede Spielerin selbst hinterfragen – was ist gut gelaufen, was nicht? Wo kann ich mein Potenzial verbessern? Sie haben die Chance, auf ein so schönes Ereignis hinzuarbeiten. Man kann in dieser Zeit so schnell vorwärtskommen.»
«Frischer Wind» – wer übernimmt?
Sow listet konkret auf, wo es beim Team hapert. «Es braucht Dynamik und frischen Wind. Wir müssen uns physisch verbessern – gegen grosse Teams kriegen wir gegen Spielende jeweils Probleme. Und bei der Chancenauswertung gibt's Luft nach oben.»
Wer die Fäden an der Seitenlinie übernimmt, ist noch nicht klar. «Man muss sich gut überlegen, wie das Anforderungsprofil aussehen soll», so Gertschen. Moser plädiert für jemanden, der über «eine gute Mischung aus Fussballkompetenz und Empathie» verfügt.