Es ist eine mentale Mammutaufgabe, die sich den Schweizer Natispielerinnen aktuell stellt. Einerseits will man in den letzten beiden Partien der Nations-League-Phase gegen Frankreich (30. Mai) und Norwegen (3. Juni) den drohenden Abstieg aus der obersten Liga abwenden. Zugleich geht es darum, sich noch eine Position im Schweizer Kader für die Heim-EM zu erkämpfen. All das mischt sich im Camp in Saillon unter die grundsätzliche Vorfreude auf die EURO 2025 in der Schweiz.
Riesens simples Motto? «Vollgas!»
Eine, die mittendrin steckt im Kampf um ein Nati-Dress, ist Nadine Riesen. Im April-Zusammenzug war sie nicht berücksichtigt worden. Die Frankfurt-Legionärin blickt zwar mit Rang 3 in der Bundesliga-Tabelle auf eine gelungene Saison zurück. Die Verteidigerin gehörte jedoch kaum zum Stammpersonal. Ihr Rezept, sowohl bei den Hessinnen als auch in der Nati, lautet: «Wenn ich Spielzeit erhalten habe, habe ich versucht, diese zu nutzen. Sonst gab ich halt im Training immer Vollgas. Ich wollte mir nicht im Nachhinein vorwerfen müssen, nicht alles versucht zu haben.»
Riesen teilt ihr Schicksal mit zahlreichen Nati-Kolleginnen. Viola Calligaris, Alisha Lehmann, Sydney Schertenleib, Lia Wälti – sie alle stehen bei Topklubs unter Vertrag, sammelten in den letzten Wochen aber nur noch wenig bis gar keine Spielpraxis mehr. Riesen findet: «Ich bin zuversichtlich, dass alle wissen, was sie auf dem Platz zu tun haben. Wir unterstützen uns alle.» Sie könne dafür bürgen, dass alle im Team «Vollgas geben».
Springt Lehmann noch auf den EM-Zug auf?
Während Calligaris in der ohnehin nicht zu breit besetzten Defensive wohl mit einem Aufgebot rechnen darf, bietet sich ihrer Juve-Teamkollegin Lehmann spontan eine Chance, noch auf den Zug aufzuspringen. Weil sich Alena Bienz eine Knöchelverletzung zuzog (wie am Sonntag bekannt wurde) und zumindest für die nächsten beiden Partien ausfällt, wurde Lehmann nachnominiert.
Sandrine Mauron wiederum ist sich sicher, dass zumindest in Sachen Fitness auch bei den Bankdrückerinnen kein Grund zur Sorge besteht: «Es ist ein Vorteil, dass wir gute Konditionstrainer haben. Nach der Vorbereitung werden alle topfit sein.» Die langjährige Servettienne wird auf kommende Saison hin den nächsten Schritt mit einem Auslandswechsel machen. Noch wolle sie aber nicht sagen, welches Trikot sie denn bald trage.
Einen Tag vor Bienz hatte schon Lara Marti wegen eines Kreuzbandrisses für den Zusammenzug (und die Heim-EM) Forfait erklären müssen. Neben ihrer Ersatzfrau Laia Ballesté erhielten auch Noemi Ivelj und Coumba Sow einen Anruf. Letztere ist zwar als Captain bei Basel unbestritten, verlor aber zuletzt ihren Platz im Team und erlebte mit dem FCB enttäuschende Playoffs.
Direkt einen Platz im 25-Frau-Kader – an der EM werden es dann 23 sein – erhielt wieder einmal Riola Xhemaili. Die 22-Jährige glänzte bei PSV Eindhoven mit 12 Skorerpunkten, passte aber bislang nicht ins Konzept von Nati-Trainerin Pia Sundhage. Für sie gilt wie für so viele: Jetzt ist der Moment, um sich aufzudrängen. Oder frei nach Riesen: «Vollgas geben!»