Die Kuss-Affäre, der Spielerinnen-Streik, das Einlenken – die spezielle (fussballerische) Situation im Land der frischgebackenen spanischen Weltmeisterinnen war in den letzten Wochen und Monaten omnipräsent. So auch wieder an der Medienkonferenz im Vorfeld der 2. Nations-League-Partie der Schweizer Frauen-Nati gegen Spanien.
«Es herrschte eine sehr komische Stimmung», gab SRF-Expertin Rachel Rinast Einblick. Grundsätzlich solidarisiert sie sich mit den Spielerinnen. «Es ist immer toll, wenn Personen für ihre Rechte einstehen.» Mit der Schweiz sei die aktuelle Lage aber nicht direkt vergleichbar. «Wir wissen nicht genau, was da im spanischen Verband alles abgeht.»
Strukturelles Fragezeichen im Verband
Klarer ist für die 31-Jährige, wie es um den Frauenfussball in der Schweiz steht. «Wir sind weiter als andere Länder, es ist aber immer noch nicht genug.»
Konkret hiesse das: «Den Bereich besser aufbauen und ein paar Stellen mehr besetzen.» Und noch konkreter: «Zum Beispiel die Situation bei Trainingsplätzen und Kabinen verbessern.»
Diese Frauen sind nicht dabei, weil sie Frauen sind, sondern weil sie eine Qualifikation haben und sehr geeignet sind.
Vor allem auch strukturell müsse sich im Schweizer Fussballverband etwas ändern. Auch hier gibt es ein ganz konkretes Problem: Der Verband ist in die 3 Kammern Amateurliga, 1. Liga und Swiss Football League – dem Profibereich – aufgeteilt. Der Frauenfussball gehört keiner dieser 3 Kategorien an. «Deshalb gibt es auch niemanden, der oder die eine Zuständigkeit hat», erklärt Rinast.
Postenschaffung und Aufstockung
Immerhin gehören dem Zentralvorstand des SFV ab 2024 auch 2 Frauen an (Aufstockung von 7 auf 9 Mitglieder), zudem wird der Posten «Projektleiterin Spitzenfussball» geschaffen. Es sei aber kein Thema von Geschlecht. «Diese Frauen sind nicht dabei, weil sie Frauen sind, sondern weil sie eine Qualifikation haben und sehr geeignet sind.»
In knapp 2 Jahren steht für die Schweiz die Heim-EM an. «Deshalb ist jetzt der perfekte Zeitpunkt, um Änderungen anzugehen», ist Rinast überzeugt.