- Beckenbauer wusste von der ominösen Zahlung in der Höhe von 6,7 Mio. Euro
- OK-Präsident hinterfragte Deal mit Fifa nicht
- Austragung der WM stand im Vordergrund
Der Vorwurf der Bestechung sei «falsch, wir haben doch gar kein Geld gehabt», sagt der 70-Jährige in der Süddeutschen Zeitung . «Klar, wenn wir vor der Vergabe irgendwo hingefahren sind, nach Trinidad oder sonstwohin, dann war ja klar, dass wir dort nicht zum Kaffeetrinken sind, sondern weil wir die Stimme haben wollten. Wir haben auf den Wert unserer Bewerbung hingewiesen», räumt Beckenbauer ein.
Zahlung war Mittel zum Zweck
Den dubiosen Vertragsentwurf mit dem früheren Fifa-Vize Jack Warner vom 2. Juli 2000 habe er blind unterzeichnet. «Ich habe immer blind unterschrieben, wenn sie meine Unterschrift gebraucht haben», erinnert sich der damalige OK-Chef Beckenbauer. Wenn er jemandem vertraue, unterschreibe er alles.
Die Zahlung der ominösen 10 Millionen Schweizer Franken bzw. 6,7 Millionen Euro an die Fifa bestätigt Beckenbauer. Er gibt sich aber bezüglich der genauen Hintergründe unwissend.
Sein Berater und OK-Vize Fedor Radmann habe den Vertrag mit dem mittlerweile lebenslang gesperrten Katarer Mohamed bin Hammam, Mitglied der Fifa-Finanzkommission eingefädelt. Um 250 Millionen Schweizer Franken vom Weltverband zu erhalten, habe man aber der Finanzkommission vorher 10 Millionen Franken zahlen müssen, so Beckenbauer.
Wir wollten die WM organisieren, alles andere war mir wurscht.
Den Deal habe er nicht hinterfragt. Beckenbauer unterliess es zu überprüfen, ob die 6,7 Millionen Euro wirklich an die Finanzkommission geflossen sind. «Wir haben nie danach gefragt. Das war vielleicht ein Fehler. Aber was hätte das gebracht? Dann hätten die gesagt: Entwicklungsprojekte. Da gibt's ja genug», erklärt Beckenbauer. «Wir wollten die WM organisieren, alles andere war mir wurscht. Ich habe nur die 250 Millionen gesehen. Damit war die WM gerettet.»
Keine Erinnerung an Schuldschein
Weil der DFB nicht bereit war, die Zahlung zu übernehmen, wurde Beckenbauers Manager Robert Schwan aktiv. Der frühere Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus sprang als Geldgeber ein, was Beckenbauer aber erst viel später erfahren haben will. «Das hat sich dann später so herausgestellt, etwa Ende 2004. Da wollte der Dreyfus sein Geld zurück», sagt Beckenbauer.
Auch im Hinblick auf den von ihm unterzeichneten Schuldschein gibt sich Beckenbauer ahnungslos: «Ich weiss bis heute nicht, dass ich einen Schuldschein unterschrieben habe. Aber wenn die behaupten, dass ein Schuldschein da war, dann wird es schon so gewesen sein. Ich weiss es wirklich nicht.»
Sendebezug: Radio SRF 4 News, 10.11, 19:45 Uhr