Er war ein ganz Grosser in Basel. Einer, der die Zuschauer nur schon mit seiner Art den Ball zu streicheln, begeistern konnte. Auf dem Platz war Ivan Ergic ein Künstler. Sein Auge für die Mitspieler und sein Spielverständnis machten den serbisch-australischen Doppelbürger zu einer Attraktion im Schweizer Fussball.
Ergic – der System-Kritiker
Doch an seine Zeit am Rheinknie hat Ergic nicht nur gute Erinnerungen. Der Leistungsdruck machte den begnadeten Fussballer krank. Er verfiel in tiefe Depressionen, musste in der Psychiatrischen Universitätsklinik in Basel behandelt werden.
Es schien, als würde Ergic die harte Schale fehlen, die ein Profi haben muss, um im beinharten Fussball-Business bestehen zu können. Die zunehmende Kommerzialisierung des Systems Fussball und der damit verbundene Kampf auf dem Platz machten ihm zu schaffen. Der Querdenker passte irgendwie nicht in diese Mechanismen hinein.
Ergic – der Poet und Marxist
Bereits während seiner Zeit in Basel habe er deshalb die Schriften von Karl Marx gelesen, verrät der mittlerweile 34-jährige Ergic in seiner aktuellen Heimat Belgrad. «Marx hat mir geholfen die Gesetzmässigkeiten des Fussballs, die Kommerzialisierung des Sports zu verstehen. Er war ein Eskapismus für mich», sagt er.
Das Leben ist nicht mehr so strukturiert wie früher.
Seine Passion, das Schreiben von Gedichten, kann Ergic in der serbischen Hauptstadt nun voll und ganz ausleben. «Es ist meine alte Liebe, zu der ich nun zurückgekehrt bin. Es inspiriert mich», erklärt er. Der ehemalige Profi geniesst die neuen Freiheiten, die ihm im harten Fussball-Tagessgeschäft verwehrt geblieben waren: «Das Leben ist nicht mehr so strukturiert wie früher. Ich habe viel mehr Zeit für Sachen, die ich als Fussballer nicht machen konnte.»
Sendebezug: SRF zwei, sportlounge, 24.08.15 22:25 Uhr