Eigene Wege ging er schon immer. Jürgen Klinsmann war als Spieler ein Hitzkopf, «emotional und ehrgeizig», wie er sich selber beschreibt. «Da war der unbändige Wille, Tore zu schiessen. Hat es nicht geklappt, war ich unabhängig vom Resultat erstmal sauer.» Klar, machte sich Klinsmann mit seinem Ehrgeiz auf dem Platz nicht nur Freunde.
Prägende Auswanderung
Für seine Trainer war der ehemalige Stürmer eine Herausforderung. «Ich war kein einfacher Spieler», weiss der Weltmeister von 1990. Nach seinem Rücktritt 1998 erweiterte er seinen Horizont, zog in die USA, wurde gelassener. Amerika und der «Way of life» in Übersee haben Klinsmann geprägt. Klinsmann entspannte sich, nahm Abstand vom Fussball.
Als Klinsmann 2004 nach Deutschland zurückkehrte, bei der ersten Trainerstation gleich das deutsche Nationalteam übernahm, war aus dem Hitzkopf ein Querdenker geworden. Ein Konzepttrainer, der Dinge versuchte, an die andere Coaches nicht einmal dachten. «Ich würde nie sagen, dass mein Weg der richtige ist. Es gibt aber Dinge, die ausprobiert werden müssen.»
Autor eines Sommermärchens
Misserfolge sind bei Innovationen nicht zu vermeiden. «Man muss lernen, mit Fehlern umzugehen», beschreibt es Klinsmann. Mit Deutschland hatte er Erfolg. Er schriebt das «Sommermärchen», führte das DFB-Team an der Heim-WM auf Rang 3. Den Umgang mit Misserfolg musste er bei Bayern München lernen, einem Engagement, das in seiner bislang einzigen Entlassung gipfelte.
Nun also die USA. Seine frischen Ideen kommen in seiner neuen Heimat an. «Soccer» wird in Übersee immer populärer, den Achtelfinal bei WM 2014 in Brasilien gegen Belgien verfolgten Abertausende in Public Viewings. «Irgendwann wollen wir an einer WM den Viertel- oder den Halbfinal erreichen», sagt Klinsmann. Der Ehrgeiz ist geblieben.