Der Bericht der FIFA-Ethikkommission löste ein grosses mediales Echo aus, überrascht zeigte sich allerdings niemand. Die Reaktionen der internationalen Zeitungen fielen entsprechend gemässigt aus. Die «FIFA spricht sich selbst frei», titelte die Frankfurter Allgemeine und wählte mit dieser Schlagzeile noch die mutigsten Worte . Im sozialen Netzwerk Twitter übten private User hingegen harsche Kritik am Weltfussballverband. Der Hashtag #FIFA lag zwischenzeitlich auf Rang 2 der Trending Topics.
Kritik aus Deutschland
Kritische Voten wurden insbesondere in Deutschland laut. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach sieht trotz des positiven Abschlussberichts der FIFA-Ethikkommission zur Vergabe der WM 2022 an Katar längst nicht alle Probleme um das Turnier in 8 Jahren gelöst. «Unabhängig von diesem Bericht bleiben die offenen Fragen zum Klima, der Terminierung und den Arbeitsbedingungen in Katar», liess sich das Oberhaupt des deutschen Fussball- Verbandes zitieren.
Liga-Präsident Reinhard Rauball gab zu bedenken, dass «der FIFA bei der Aufklärung keine staatsanwaltlichen Aufklärungsmittel wie Durchsuchungen, Abhörmassnahmen oder Beschlagnahmungen zur Verfügung stehen».
England wehrt sich gegen Anschuldigungen
In England stand der Angriff auf den nationalen Fussball-Verband FA im Fokus der Berichterstattung. Den Vorwurf, man habe bei der Kandidatur zur WM 2018 die Stimme des ehemaligen FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner aus Trinidad & Tobago zu erkaufen versucht, liess man nicht auf sich sitzen. «Wir akzeptieren keinerlei Kritik an der Integrität von Englands Bewerbung oder an den daran beteiligten Personen», betonte die FA in einer Stellungnahme.
Fussball-Journalist und Chefkritiker Gary Lineker, WM-Torschützenkönig 1986, teilte seine Meinung wie üblich unverblümt via Twitter mit: «Wenn ich für den Fussball einen Wunsch frei hätte, wäre es, dass die FIFA aufgelöst und von einem transparenten Dachverband ersetzt würde, der den Sport an die erste Stelle rückt.»
Katar und Russland zufrieden
Die Organisatoren der nächsten beiden Endrunden äusserten sich verständlicherweise positiv zur Vorlage des Berichts. «Wir haben die Stellungnahme des Vorsitzenden der rechtsprechenden Kammer erhalten und wollen diese erst gewissenhaft prüfen, ehe wir sie kommentieren», hiess es in einer ersten Reaktion aus Doha. «Wie schon in der Vergangenheit betont, haben wir voll mit der Ethikkommission kooperiert und glauben weiterhin daran, dass eine faire Bewertung die Rechtschaffenheit und Qualität unserer Bewerbung demonstrieren wird.»
Der russische Sportminister Witali Mutko gab sich im Hinblick auf die Austragung der WM 2018 etwas weniger vorsichtig. «Ich wusste, dass es so sein würde. Unsere Bewerbungskampagne war absolut sauber», sagte Mutko in Moskau. «Ich bin froh, dass ein Schlussstrich unter diese Geschichte gezogen wurde.»
Sendebezug: SRF 1, Tagesschau am Mittag, 13.11.14 12:45 Uhr