Gerade in einer Ausbildungsliga wie der Super League ist sie die ewige Gretchenfrage: Setzt man auf Jugend oder Erfahrung? Während die Wahrheit – Achtung, Floskel! – wohl irgendwo in der goldenen Mitte liegt, fördert eine Studie des Centre International d’Etude du Sport (CIES) Erstaunliches zutage. In ihrem « Football Observatory Weekly Post » wurde der Einsatz von U20-Spielern in Ligapartien unter die Lupe genommen.
Untersucht wurde, wie häufig Akteure, die jünger als 20 Jahre alt sind, in den letzten 5 Saisons zum Zug kamen. Bezogen auf die Super League ergibt sich ein spannendes Bild: Leader und Cup-Finalist YB belegt direkt hinter dem Tabellen-2. Servette den vorletzten Platz in diesem Ranking. Nur 2,3 Prozent der Einsatzzeiten gingen an U20-Akteure. Noch weniger zum Einsatz kamen Teenager nur bei Lugano (0,8 %) – Final-Gegner von YB im Cup. Der FC Zürich wurde im Vorjahr mit dem viertältesten Kader der Super League Meister.
Eine Liga tiefer hingegen scheint sich das Motto «Jugend forscht» zu bewähren. Der FC Wil, weltweit auf Rang 21 unter 1168 Klubs, vertraute einen Achtel aller Einsätze U20-Spielern an. Die Ostschweizer liegen trotz des tiefsten Durschnittalters der Liga und bescheidenen finanziellen Mitteln derzeit auf Rang 3.
International gibt es ebenfalls jugendliche Erfolgsgeschichten. Der klare Spitzenreiter im Ranking, der FC Nordsjaelland, führt die dänische Superligaen an. In den letzten 5 Jahren waren 37 Prozent seiner Spieler höchstens 19-jährig. Eine weitere Erfolgsgeschichte: Serienmeister RB Salzburg (13,2 %) liegt auf Rang 20. In den Top-5-Ligen zeigt der BVB (12,5 %), dass man mit regelmässiger Einbindung von Youngsters über Jahre an der Tabellenspitze mitkämpfen kann.
Natürlich ist die Studie primär eine Zahlenspielerei. Etliche, mindestens ebenso relevante Parameter werden ausgeklammert. Und auch Gegenbeispiele lassen sich zur Genüge aufzählen. So gehören etwa die aktuellen Überraschungsteams Napoli und Union Berlin mit 0,1 Prozent an U20-Akteuren zu den absoluten Schlusslichtern.
Welche Erkenntnisse kann man nun aus den Studienresultaten ziehen? Mit Bestimmtheit wohl nur eine weitere, aber fraglos zutreffende Floskel: nämlich, dass viele Wege nach Rom führen.