Der europäische Supercup am Mittwoch war ein Vorgeschmack dessen, was die Konkurrenz in Spaniens LaLiga in der bevorstehenden Saison erwartet. Carlo Ancelotti schickte in Helsinki beim souveränen 2:0-Sieg von Real Madrid gegen Europa-League-Champion Eintracht Frankfurt die exakt gleiche Startelf auf den Platz wie Ende Mai im Champions-League-Final gegen Liverpool.
Kein Mbappé, dafür mehr Breite im Kader
Luka Modric, Toni Kroos und Casemiro dominieren auch im achten gemeinsamen Jahr das Mittelfeld. Und der 34-jährige Karim Benzema trifft noch immer nach Lust und Laune. Kurz: Die «Königlichen» sind nicht schwächer einzuschätzen als im Vorjahr, als sie mit 13 Punkten Vorsprung spanischer Meister wurden und auf teils mirakulöse Art und Weise die Champions-League-Trophäe eroberten.
Stattdessen haben die Madrilenen an Breite im Kader dazugewonnen. Antonio Rüdiger wechselte von Chelsea in die Hauptstadt Spaniens, der Deutsche eröffnet Ancelotti in der Defensive vielerlei Möglichkeiten.
Mit der Verpflichtung von Aurélien Tchouameni investierte Real vor allem in die Zukunft. Der 22-jährige Franzose wie auch sein Landsmann Eduardo Camavinga (19) sollen möglichst viel von Modric (36), Kroos (32) und Casemiro (30) lernen, um Schritt für Schritt selber mehr Verantwortung zu übernehmen.
Meldet sich Barcelona zurück?
Die jüngere Vergangenheit spricht aber nicht für einen zweiten Meistertitel in Serie für Real Madrid. Letztmals verteidigte der Rekordmeister seinen Titel in der Saison 2007/08. Die grösste Bedrohung in der am Freitag beginnenden Spielzeit dürfte von Erzrivale Barcelona aus kommen.
Die finanziell gebeutelten Katalanen haben im Sommer an der Transferfront mächtig gewirbelt mit dem klaren Ziel, Real wieder vom Thron zu stossen. Noch bleibt aber abzuwarten, ob Barça die Neuzugänge Robert Lewandowski, Raphinha und Co. bei der Liga überhaupt für die Meisterschaft einschreiben kann.
Heisst der spanische Meister im kommenden Juni weder Real Madrid noch Barcelona, wäre das eine ziemliche Überraschung. Dafür in Frage kommt wohl nur ein Duo:
- Atletico: Reals Stadtrivale hielt sich im Transfersommer eher zurück. Axel Witsel ist die namhafteste Neuerwerbung, der Belgier kam ablösefrei aus Dortmund. Die grosse Stärke Atleticos liegt aber ohnehin im Kollektiv, das ein weiteres Jahr von Trainerfuchs Diego Simeone dirigiert wird.
- Sevilla: Mit Jules Koundé (Barcelona) und Diego Carlos (Aston Villa) haben die Andalusier ihre beiden besten Verteidiger abgeben müssen. Dafür gab es mit Isco in der Offensive einen prominenten Neuzuzug zu vermelden. Sevilla kann für Real und Barcelona am Tag X ein Stolperstein sein. Dass das Team von Coach Julen Lopetegui aber über eine ganze Saison mithalten kann, ist doch eher zu bezweifeln.
Cömert einziger Schweizer
Seit geraumer Zeit nicht mehr zu den Titelkandidaten gehört Valencia. Bei den «Fledermäusen» steht mit Eray Cömert der einzige Schweizer in LaLiga unter Vertrag. Noch ist abzuwarten, ob der 24-Jährige unter Neo-Trainer Gennaro Gattuso gesetzt ist. Im letzten Testspiel vor dem Saisonstart (am Sonntag gegen Aufsteiger Girona) stand Innenverteidiger Cömert am letzten Samstag beim 2:1-Sieg gegen Atalanta in der Startelf.
Eröffnet wurde die neue Saison am Freitag mit der Partie Osasuna - Sevilla (2:1). Barcelona debütiert am Samstag gegen Rayo Vallecano, Titelverteidiger Real Madrid greift am Sonntag in Almeria ins Geschehen ein.