«Sei bereit, denn es wird nicht einfach sein. Du wirst leiden müssen.» So lautete die Warnung von Xavi, dem abgetretenen Barcelona-Trainer, an seinen Nachfolger vor ziemlich genau einem Jahr.
Das Klubidol der «Blaugrana» wusste damals noch nicht, wer als nächstes auf dem wackligen Trainerstuhl Platz nehmen würde: Hans-Dieter «Hansi» Flick.
Trainer wie Klub: Empor aus der Krise
Seit September 2023 war Flick arbeitslos gewesen, nachdem ihn der Deutsche Fussball-Bund neun Monate vor der Heim-EM vor die Tür gestellt hatte. Ein bitteres Novum: In der DFB-Geschichte war zuvor noch nie ein Coach entlassen worden.
Als Flick bei Barça unterschrieb, übernahm er einen Klub des Misserfolgs: Out im Viertelfinal in der Champions League, Out im Viertelfinal der Copa del Rey und satte zehn Punkte Rückstand auf Meister Real Madrid, gegen das beide Liga-Duelle verloren gingen – die Höchststrafe für jeden «Culé».
Flicks Offensive überrollt alles
Aufgrund finanzieller Probleme blieben bombastische Transfers aus, während der Erzrivale Kylian Mbappé an Bord holte. Es drohte eine weitere Spielzeit zum Vergessen. Doch knapp zwölf Monate später ist die spanische Fussballwelt eine andere – sie erstrahlt in Blau und Granatrot.
Dank des Titels in LaLiga, dem 28. in der Klub-Geschichte, hat sich Flick schon in seiner Premierensaison ein Denkmal gesetzt. Dem 60-jährigen Deutschen gelang es, eine Ansammlung von Offensivtalenten in eine Tormaschinerie zu verwandeln. Seine Taktik aus kontrolliertem Ballbesitz, gezieltem Pressing und schnellen Gegenstössen erwies sich dabei als ebenso simpel wie wirkungsvoll – und verzückte zudem die Massen.
Barça gegen Inter: Zweimal Spektakel in der CL
Start-Ziel-Sieg
Egal ob Routiniers wie Robert Lewandowski oder noch nicht einmal Volljährige wie Lamine Yamal – alle verleibten sich Flicks Spielphilosophie ein. Das Resultat: In 36 Meisterschaftsspielen erzielten «Lewa», Yamal, Raphinha und Co. 97 Tore – ein Schnitt von 2,69.
Die Katalanen verdienen sich die Ligatrophäe zudem mit ihrer Konstanz: So waren sie nur von Ende Dezember bis Anfang Februar nicht auf der Leaderposition. In diesen Zeitraum fiel auch die «Formkrise» mit zwei Niederlagen in Serie. Seither verlor die Flick-Equipe in der Meisterschaft nicht mehr und machte am Donnerstag mit dem 2:0 im Städteduell bei Espanyol den letzten Schritt zum Titel.
Real Madrid Mal für Mal gedemütigt
Das neue Kalenderjahr 2025 hatte Barça gleich mit der ersten Trophäe seit zwei Jahren eingeläutet: Im Endspiel des spanischen Supercups wurde Real Madrid mit 5:2 aus dem Stadion geschossen. Ende April feierte «Blaugrana» den nächsten Titel – wieder dank eines Finalsiegs über die «Königlichen», diesmal in der Copa del Rey.
Überhaupt fühlten sich die Katalanen gegen den Erzrivalen in dieser Saison pudelwohl – in vier Aufeinandertreffen bejubelte Barcelona vier Siege, bei einem Torverhältnis von 16:7.
Ex-Barça-Coach Xavi dürfte entspannt zur Kenntnis nehmen: Leiden mussten in dieser Saison andere.