«Nur 2 Törchen in 34 Spielen: GC verscherbelt Fehleinkauf Tabakovic», titelte der Blick im Sommer 2017. Der Berner hatte sich bei den Zürchern beweisen wollen, nachdem ihm der Durchbruch bei Jugendklub YB nie so richtig geglückt war. Doch das Experiment scheiterte, der damalige GC-Trainer Carlos Bernegger plante nicht mehr mit dem grossgewachsenen Stürmer, der vor dem Tor häufig zu hektisch agierte.
Seinen Weg hat Tabakovic trotzdem gemacht. Statt den Kopf in den Sand zu stecken, wagte er 23-jährig den Sprung ins Ausland. Nach Stationen in Ungarn bei Debrecen und in Österreich bei Austria Lustenau und Austria Wien katapultierte der Wechsel zu Hertha Berlin den mittlerweile 29-Jährigen in diesem Sommer zurück in ein breiteres Rampenlicht.
In Berlin voll eingeschlagen
Beim Bundesliga-Absteiger hat der Schweizer mit bosnischen Wurzeln sofort Fuss gefasst und sich einen Stammplatz erarbeitet. Trainer Pal Dardai ist nicht nur wegen Tabakovics 8 Toren in 9 Pflichtspielen begeistert, sondern auch wegen dessen tadelloser Arbeitseinstellung.
«Nach mir ist er einer der ersten, der morgens auf dem Gelände ist. Er geht dann allein in den Kraftraum und macht sein Programm», zeigte Dardai sich nach der Verpflichtung gegenüber der ARD beeindruckt.
«Ich war schon immer ein Arbeiter», sagt Tabakovic darauf angesprochen gegenüber SRF. Gefehlt habe es andernorts, zu verbissen sei er jeweils an die Sache herangegangen, zu viel habe er gewollt. Heute sei das komplett anders, die nötige Lockerheit sei mit der Erfahrung gekommen. «Es gibt Momente, in denen der Ball reingeht und andere, in denen er eben nicht reingeht.»
Ich stand mir vor allem mental im Weg.
Das verletzungsanfällige Knie tat sein Übriges dazu, dass Tabakovic, der als grosses Talent galt, sein Potenzial nicht immer abrufen konnte. Wobei er selbst dies nicht als Ausrede gelten lassen will. «Ich stand mir vor allem mental im Weg.»
Aus Tabak(ovic) wird «Fluppe»
Tempi passati. Bei Hertha will der 1,94 m grosse Sturmtank zu einem wichtigen Puzzleteilchen auf dem Weg zum sofortigen Wiederaufstieg werden. Sein Ziel ist die 1. Bundesliga. «Ich setze mir keine Grenzen. Sonst könnte ich ja nichts erreichen», erklärt er selbstbewusst.
Ich hatte keinen Kontakt mit Murat Yakin.
Bei der «Alten Dame» hat sich Tabakovic bereits zum Fanliebling gemausert. In Anlehnung an seinen Nachnamen besingen ihn die Anhänger als «Fluppe».
«Ich dachte zuerst: ‹Fluppe›, was ist das genau? Aber wenn ich schlecht spielen würde, würden sie mir wohl kaum einen Übernamen geben. Oder es wäre ein anderer», lacht Tabakovic. In Wien bekam er einst den Spitznamen «Jesus», weil ihm im Derby gegen Rapid ein Hattrick gelungen war. «Das war mir dann schon eher unangenehm.»
Kein Anruf von Yakin
Seine Leistungen haben den 15-fachen Schweizer U21-Internationalen auch in den Dunstkreis der Nationalmannschaft gebracht. Jüngst liebäugelte er allerdings mit einem Nationenwechsel zu Bosnien-Herzegowina. «Ich kann über den aktuellen Stand noch nichts sagen. Ich bin aber offen für Bosnien.» Mit dem SFV finde ebenfalls ein Austausch statt, Nati-Trainer Murat Yakin habe sich allerdings nicht gemeldet. «Ich hatte keinen Kontakt mit ihm.»
Klar ist indes auch ohne Nati-Aufgebot: Als «Fehleinkauf» würde Tabakovic heute kaum mehr jemand betiteln.