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«Blick zurück»: 11. Mai 1985 Die Stadiontragödie von Bradford

56 Fussball-Fans lassen am 11. Mai 1985 ihr Leben. Die Stadion-Katastrophe in Bradford bleibt in England unvergessen.

Als TV-Kommentator John Helm die ersten Flammen bemerkt, hat gerade die 41. Spielminute begonnen. «Da ist ein Feuer am Rand der Tribüne», sagt Helm, ganz rechts im Bild steigt schwarzer Rauch empor. Es ist der 11. Mai 1985, und vor den Augen der Zuschauer im Stadion und den Menschen vor den TV-Geräten entwickelt sich eine Katastrophe.

Tribüne brennt binnen 3 Minuten lichterloh

Drei Minuten später steht die gesamte Tribüne des englischen Drittligisten Bradford City in Flammen, von einer Eckfahne zur anderen. Brennende Menschen laufen in Panik auf den Rasen, am Ende sind 56 Fans tot. Einige sterben noch auf ihren Sitzen, so schnell breitet sich das Feuer aus.

Wie genau es an jenem Samstag zu der Katastrophe kam, ist bis heute nicht geklärt. Wahrscheinlich war es eine achtlos weggeworfene Zigarette, die den angehäuften Müll unterhalb der uralten Holztribüne entzündete. Der starke Wind tat sein Übriges. Besonders bitter: Die Tribüne sollte nach dem Spiel abgerissen werden.

Aus dem Fest- wird ein Horrortag

Denn eigentlich war der 11. Mai als Festtag geplant. Der Aufstieg der «Bantams» in die 2. Liga stand fest, das Valley-Parade-Stadion war für das letzte Heimspiel gegen Lincoln mit 11'000 Zuschauern fast ausverkauft. Doch aus dem Fest- wurde ein Horrortag. Als Todesfalle erwiesen sich vor allem die verschlossenen Türen auf der Rückseite der Tribüne.

Heute erinnern am Stadion gleich zwei Gedenktafeln an jenen fatalen Tag, im Stadtzentrum steht ein Denkmal. Und John Helm? Der TV-Kommentator hat sich die Bilder aus Bradford bis heute nicht angeschaut.

«Das kann ich einfach nicht», sagt Helm. «Ich hoffe, dass ich nie wieder in meinem Leben mit solch einer Situation konfrontiert werde.»

Die grössten Stadion-Katastrophen

9.3.1946
Burdon Park, Bolton Bolton vs. Stoke:
Umfassungsmauer fällt um, Panik bricht aus.
33 Tote
über 400 Verletzte
21.9.1962
Libreville, Gabun
Gabun vs. Kongo-Brazzaville:
Ein Erdrutsch trifft das Stadion.
9 Tote
30 Verletzte
24.5.1964
Nationalstadion, Lima
Peru vs. Argentinien (Olympia):
2 Minuten vor Schluss gibt der
Schiedsrichter Perus Ausgleichstor nicht,
Unruhe bricht aus.
318 Tote
500 Verletzte
23.6.1968
Monumental, Buenos Aires
River Plate vs. Boca Juniors:
Bei Spielende werfen Boca-Fans
brennendes Papier von den oberen Rängen.
Panik bricht aus.
74 Tote
150 Verletzte
2.4.1971
Ibrox Park, Glasgow
Celtic vs. Rangers:
Fans, die früher gegangen waren,
versuchen zurückzukommen,
als sie den Ausgleich der Rangers
vernehmen. Eine
Stahlbarriere bricht.
66 Tote
über 140 Verletzte
11.5.1985
Valley Parade, Bradford
Bradford vs. Lincoln:
Die hölzerne Haupttribüne
geht in Flammen auf.
56 Tote
256 Verletzte
29.5.1985Heysel-Stadion, Brüssel
Liverpool vs. Juventus:
Englische Fans stürmen einen Block mit
italienischen Fans.
Panik bricht aus.
39 Tote
über 450 Verletzte
15.4.1989
Hillsborough Stadium, Sheffield
Nottingham vs. Liverpool:
Fans versuchen, sich auf eine
bereits überfüllte Tribüne zu
drängen, Menschen werden
gegen die Zäune gequetscht.
95 Tote
über 200 Verletzte
16.10.1996Estadio Mateo Flores,
Guatemala-Stadt
Guatemala vs. Costa Rica:
Der massenhafte Verkauf von
gefälschten Tickets sorgt beim
WM-Qualispiel für ein völlig
überfülltes Stadion.
83 Tote
12.4.2001
Ellis Park, Johannesburg
Kaizer Chiefs vs. Orlando Pirates:
60'000 Fans im ausverkauften Stadion
warten auf das Duell der Erzrivalen.
30'000 weitere wollen hinein. Es
kommt zur Massenpanik.
43 Tote
9.5.2001
Accra (Ghana)
Accra Hearts vs. Asante Kotoko:
Als die Polizei Tränengas gegen
randalierende Fans einsetzt,
bricht Panik aus, die flüchtenden Fans
prallen auf verschlossene Stadiontore.
126 Tote
1.2.2012
Port Said (Ägypten)
Al-Masri vs. Al-Ahly Kairo:
Fans des Gastgebers stürmen auf den
Platz, werfen Steine und Flaschen auf
die Gästefans,schiessen
mit Feuerwerkskörpern,
Panik bricht aus. Menschen werden
erdrückt, stürzen von den Tribünen,
erliegen ihren Stichwunden und
Kopfverletzungen.
74 Tote

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