Mit einem 6:1-Kantersieg rettete sich Werder Bremen am letzten Bundesliga-Spieltag dramatisch auf den Relegationsplatz. Nun geht es für den Traditionsklub am Donnerstag und Montag um den Verbleib im deutschen Oberhaus.
Dass der Gegner Heidenheim statt HSV heisst, hatten die wenigsten gedacht. Doch die Hamburger vermasselten es einmal mehr – stattdessen kommt der krasse Aussenseiter aus dem beschaulichen 50’000-Einwohner-Städtchen an der Brenz in Baden-Württemberg zum Handkuss.
Der Klub, der erst vor 10 Jahren in die 3. Liga aufgestiegen war, schreibt gerade sein ganz eigenes Fussballmärchen. Und dieses ist eng mit Frank Schmidt verbunden. Der 46-Jährige, der seine Spieler-Karriere im Juli 2007 beim 1. FC Heidenheim beendet hatte, trainiert den FCH seit 13 Jahren.
Ich bin Trainer geworden, dabei wollte ich es eigentlich gar nicht.
Zwei Monate nach seinem Rücktritt wurde er Coach, als der Klub noch in der Oberliga Baden-Württemberg spielte. «Ich bin Trainer geworden, dabei wollte ich es eigentlich gar nicht», erzählt Schmidt rückblickend. Er habe «keinen Plan, keinen roten Faden» gehabt. Gleichwohl debütierte er erfolgreich, Klubchef Holger Sanwald machte die Übergangs- zur Dauerlösung.
Schmidt, die Heidenheimer Institution
Und der Erfolg blieb. 2014 führte Schmidt die Heidenheimer in die 2. Bundesliga, wo sich der FCH zu einem der Topklubs mauserte. Die Krönung in Form des erstmaligen Aufstiegs in die Bundesliga soll nun gegen Werder folgen.
Zwar spielte Schmidts Team keine Saison der Superlative, doch das passt zum «Schaffer». «Heidenheim ist Industrie und Mittelstand», so der Coach. Man müsse «malochen und arbeiten, dass es einem gut geht. Das erwarte ich von meinen Spielern.»
Sanwald, der langjährige Vertraute
Ehrliche Arbeit und Konstanz – das sind zwei von Heidenheims Erfolgsfaktoren. Bereits seit 1994 im Klub ist Sanwald, der 2016 vom Geschäftsführer zum Vorstandsvorsitzenden aufstieg. Schmidt und Sanwald verstehen sich prächtig. Der Klubchef sagte unlängst über den dienstältesten Trainer im deutschen Profifussball: «Der kann sich nur selbst entlassen.»
Schnatterer, der vorbildliche Captain
Ein weiterer Name, der seit 2008 mit Heidenheim verbunden ist, ist der von Marc Schnatterer. Für seinen Captain ist Schmidt voll des Lobes: «Es ist vorbildlich, was er hier geleistet hat.»
Angesprochen auf den möglichen Aufstieg meint der Trainer, der rund 200 Meter vom Stadion entfernt geboren wurde: «Bevor ich es mir wünsche, wünsche ich es ihm. Es wäre die Krönung einer unglaublichen Karriere.» Dasselbe gilt auch für Schmidt und Sanwald.