Es war eigentlich eine Randnotiz an der Jahreshauptversammlung des deutschen Rekordmeisters am Samstagabend. «Ihr Auftritt war peinlich. Das ist der Fussballklub Bayern München und nicht die Generalversammlung von Amnesty International», sagte Uli Hoeness zu Michael Ott – abseits der Bühne, doch für die Journalisten dennoch gut hörbar.
Rechtsanwalt und Vereinsmitglied Ott hatte die Verflechtungen seines Lieblingsklubs mit Katar, das in einem Monat die WM ausrichtet, erneut kritisiert. Er tut dies seit längerem. An der letzten Jahreshauptversammlung war es deshalb gar zu Tumulten gekommen.
Üppige Sponsorengelder aus dem Golfstaat
Der Unmut, den viele Fans teilen, entzündet sich vor allem an der Partnerschaft der Münchner mit der Fluggesellschaft Qatar Airways, die dem Klub jährlich 20 Millionen Euro einbringen soll. Ausserdem richten die Bayern jeweils ihr Wintertrainingslager in Katar aus.
Der wiedergewählte Präsident Herbert Hainer wich der Frage Otts, ob die im nächsten Jahr auslaufenden Verträge mit Qatar Airways verlängert würden, aus. Er könne nicht mit Ja oder Nein antworten, man werde dies nach der WM prüfen.
Wutrede im «Doppelpass»
Im starken Gegensatz zur diplomatischen Haltung der Klubführung steht der klare Standpunkt von Ehrenpräsident Hoeness.
«Als die WM vergeben wurde, gab es viel Kritik. Aber den Arbeitern in Katar geht es durch die WM besser als ohne», sagte der 70-Jährige vor drei Wochen in der deutschen TV-Diskussionssendung Doppelpass , wo die Menschenrechtssituation im Land und die Toten beim Bau der Stadien diskutiert wurden. Hoeness hatte sich wutentbrannt telefonisch zuschalten lassen.
Die Präsenz der internationalen Fussballgemeinschaft und das damit verbundene Scheinwerferlicht verbessere die Lage vor Ort, ist Hoeness überzeugt. Eine Ansicht, die auch die Fifa vertritt, aber mehr als umstritten ist.
Der katarische Botschafter hat sich ausdrücklich zunutze gemacht, dass der FC Bayern Katar nicht kritisiert.
Kritiker monieren, dass Katar «Sportswashing» betreibe und durch das Fussballfest von den unrechtsstaatlichen Bedingungen ablenken könne, an denen sich grundsätzlich nichts ändere.
Auch Ott führt dieses Argument an, wenn er sagt: «Der katarische Botschafter hat sich ausdrücklich zunutze gemacht, dass der FC Bayern Katar nicht kritisiert.» Dieser habe darauf verwiesen, dass nicht alles schlecht sein könne, wenn der Vorzeigeklub aus dem deutschen Fussball immer wieder nach Doha käme.