Gut 7 Monate ist es her, als Borussia Mönchengladbach auf den Abgang von Yann Sommer zu den Bayern reagierte und Jonas Omlin als Nachfolger im «Fohlen»-Tor präsentierte. Inzwischen hat der Obwaldner 17 Pflichtspiele für Gladbach absolviert, darunter auch die ersten beiden in der neuen Saison.
Im Interview mit SRF Sport äussert sich Omlin zum turbulenten Bundesliga-Auftakt. Auch körperliche Probleme, die den 29-jährigen Schlussmann schon länger verfolgen, sind genauso Thema wie Gerardo Seoane, der Omlin zum Captain ernannte.
SRF Sport: Jonas Omlin, der Saisonauftakt von Gladbach hatte es in sich. Auf den klaren 7:0-Sieg in der 1. Pokal-Runde folgte das verrückte 4:4 gegen Augsburg in der Bundesliga. Wie bilanzieren Sie die ersten beiden Partien?
Jonas Omlin: Der Gegner im Pokal (TUS Bersenbrück/5. Liga, Anm. d. Red.) war uns klar unterlegen, dieses Spiel kommt nicht in die Wertung. Der Bundesliga-Start war spektakulär. Für einen Goalie ist ein 4:4 nicht gerade das beste Resultat. Letztendlich waren wir aber froh, dass wir doch noch einen Punkt holen konnten.
Der 4:3-Führungstreffer von Augsburg durch Ihren Nati-Teamkollegen Ruben Vargas sah auf den TV-Bildern nicht ganz unhaltbar aus ...
Ausgerechnet Ruben! Es ist klar, auch ich hatte in diesem Spiel Ups and Downs. In der 1. Halbzeit bekam ich noch einen Assist gutgeschrieben. Für den Kopf war es ein extrem schwieriges Spiel. Die Bundesliga ist definitiv zurück, es wird spektakulär.
In der Vorbereitung machte Ihnen die linke Schulter zu schaffen. Lange war nicht klar, ob Sie rechtzeitig zum Saisonstart einsatzbereit sein würden. Wie ist der aktuelle Stand?
Ich habe mich soweit erholt, doch es bleibt ein steter Prozess. Ich muss wieder Muskelmasse aufbauen, um die Schulter zu stabilisieren, denn zu Beginn der Vorbereitung und auch im letzten Testspiel gab es einen kleinen Schockmoment. Doch baustellenfrei geht kein Fussballer durchs Leben, irgendwelche «Boboli» hat man immer. Ich muss einfach dranbleiben.
Sie führen Gladbach als Captain an. Verspüren Sie deswegen nun mehr Druck als zuvor?
Nein, nicht wirklich. Ich will auch gar nicht, dass mich die Captain-Binde verändert. Ich habe bereits letzte Saison versucht, voranzugehen und der Mannschaft zu helfen, dasselbe tue ich jetzt auch. Wir haben einen Mannschaftsrat, in dem Entscheidungen getroffen werden. Ein Team im Team sozusagen.
Mit Ihrem aktuellen Trainer arbeiteten Sie schon in Luzern zusammen. Was waren Ihre ersten Gedanken, als Gerardo Seoane als neuer Gladbach-Coach vorgestellt wurde?
Ich dachte mir: «Gute Entscheidung.» Gerade für eine Mannschaft wie unsere, die einen grossen Umbruch hinter sich und viele junge Spieler integriert hat, ist er ein idealer Ausbildner. Er fordert in jedem Training die nötige Qualität. Durch seine Art herrscht eine ganz andere Stimmung auf dem Platz.
In der Ideal-Vorstellung: Wie sieht der Fussball aus, den Seoane bei Gladbach spielen lassen will?
Das Kollektiv steht über allem, verstecken sollte sich besser keiner. Neben einer grossen Laufleistung möchte er möglichst geradlinig nach vorne spielen lassen, sprich mit wenigen Pässen in die gefährliche Zone vordringen. Das klingt immer sehr einfach. In der Praxis ist es nicht ganz so leicht, immerhin gibt es auf der Gegenseite ja noch 11 Nasen, die einigermassen gut verteidigen können.
Wie lautet das Saisonziel?
Aufgrund des grossen Umbruchs ist es schwierig, ein konkretes Ziel zu nennen. Wir haben einen Weg eingeschlagen, bei dem wir eine Mentalität auf dem Platz entwickeln, die uns die nötigen Siege bescheren soll. Diesem Kodex wollen wir treu bleiben. Wohin uns das bringt, werden wir am Ende sehen.
Das Gespräch führte Marco Löffel.