Nach 20 Jahren Ehe spricht man von der «Porzellanhochzeit». Seit 2 Dekaden ist auch Coach Arsène Wenger das Gesicht von Arsenal London. Eine lang erfolgreiche Beziehung, die nun aber äusserst zerbrechlich scheint.
«Arsène Who» und die «Invincibles»
«Arsène Who?», fragte ein kleines englisches Blatt, als 1996 ein Franzose namens Wenger den Londoner Klub übernahm. Der gebürtige Strassburger war zuvor in Frankreich und Japan Übungsleiter gewesen und auf der Insel weitgehend unbekannt. Seine ungewohnten Massnahmen, wie etwa eine strikte Diät für die Spieler, wurden nicht in ganz Fussball-England goutiert.
Doch schon bald trugen die Bemühungen des akribisch arbeitenden Franzosen Früchte. 1998 gewann Arsenal Meisterschaft und Cup. Wenger formte um Thierry Henry, Dennis Bergkamp, Fredrik Ljungberg und Robert Pires ein Team, welches später als die «Invincibles» (die Unbesiegbaren) in die Fussball-Geschichte eingehen sollte.
1073 – 15 – 0; die Ära Wenger in Zahlen
In der Saison 2001/02 sowie 2003/04 führte Wenger seine «Gunners» erneut zum Meistertitel. Letzteren holten die Londoner ohne eine einzige Niederlage. Mit jeweils 6 Triumphen in FA Cup und Community Shield kommt der Elsässer auf bislang 15 Titel. International glückte Wenger nie der ganz grosse Wurf. 2006 wurde der Champions-League-Final knapp gegen Barcelona (1:2) verloren. Am Samstag gegen Chelsea nimmt der Manager zum 1073. Mal auf der Arsenal-Bank Platz.
«Er ist diese Art von Mensch»
Wengers Trainerkarriere war auch stets von Rivalitäten geprägt. Vor allem die Feindschaft mit dem früheren Manchester-United-Coach Sir Alex Ferguson sorgte für Unterhaltung.
Aber auch mit dem aktuellen Manager von «ManUnited» geriet sich Wenger schon mehrmals in die Haare. Einige beispielgebende Zitate:
- «Ich erwarte von ihm keine Entschuldigung, nie. Er ist diese Art Person.» (Ferguson über Wenger)
- «Sie sagen er sei intelligent, er spreche 5 Sprachen? Ich habe einen 15-jährigen Ivorer, der 5 Sprachen spricht!» (Ferguson über Wenger)
- «Was ich nicht verstehe: Er tut, was er will, und ihr liegt ihm zu Füssen.» (Wenger zur Presse über Ferguson)
- «Ich werde ihn eines Tages ausserhalb des Platzes treffen und ihm das Gesicht brechen.» (José Mourinho über Wenger)
Ende einer Ära?
Ende Saison läuft Wengers Vertrag bei Arsenal aus. Schwer vorstellbar, aber gut möglich, dass es die letzte Spielzeit unter dem Franzosen ist. Denn nicht wenige Fans der Londoner erwarten Titel ihrer Mannschaft. Und deshalb sind auch vermehrt Stimmen zu hören, welche neuen Wind fordern und am Denkmal Wengers rütteln.
-
Bild 1 von 6. 1996 engagiert der ins Wanken geratene Traditionsklub Arsenal London den eher unbekannten Arsène Wenger. Doch bereits 1998 gewinnen die «Gunners» unter ihm das Double. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 2 von 6. Wenger gilt als einer der besten Fussballausbilder aller Zeiten. Unter ihm wurden Spieler wie Thierry Henry,... Bildquelle: EQ Images.
-
Bild 3 von 6. Sol Campbell ... Bildquelle: EQ Images.
-
Bild 4 von 6. und Cesc Fabregas zu absoluten Superstars. Bildquelle: EQ Images.
-
Bild 5 von 6. Der Franzose wurde über die Jahre zum Gesicht Arsenals. Bildquelle: EQ Images.
-
Bild 6 von 6. Doch nach 20 Jahren streben einige Arsenal-Fans einen Neustart an: Frischer Wind soll für Titelgewinne sorgen. Bildquelle: EQ Images.
Sendebezug: Radio SRF 3, Abendbulletin, 17.9.2016, 19:00 Uhr