Die Saison begann für Haris Seferovic, wie die vorherige geendet hatte: wenig verheissungsvoll. Während den Ligaspielen gegen Guimaraes und Boavista Porto schmorte er 90 Minuten lang auf der Bank – obwohl Benficas Starstürmer Jonas verletzt fehlte. Für die personifizierte Torgarantie (105 Treffer in 120 Ligaspielen) durfte Neuzugang Facundo Ferreyra ran.
Dass Benfica zudem rund 8 Millionen Euro nach Mexiko überwiesen hatte, um mit Nicolas Castillo einen weiteren Mittelstürmer zu verpflichten, kam für Seferovic einem weiteren Rückschlag gleich.
Zuletzt an zwei Dritteln der Tore beteiligt
Kein halbes Jahr später könnte die Situation unterschiedlicher nicht sein. «Der Mann aus Sursee» trug mit 6 Toren in den letzten 4 Partien massgeblich zum Hoch des Hauptstadtklubs bei. Rechnet man die beiden Assists dazu, war Seferovic an 8 der letzten 12 Treffer Benficas beteiligt. Schon jetzt ist es die torreichste Saison in der Karriere des 26-Jährigen. Wettbewerbsübergreifend steht er bei 13 Treffern.
In die Herzen der Fans hatte er sich bereits im Oktober letzten Jahres geschossen: Beim 1:0-Erfolg im «Classico» gegen Erzrivale Porto brachte er das Estadio da Luz mit dem goldenen Tor zum Beben. Der Nati-Stürmer ist plötzlich eine Identifikationsfigur. Besucht man die Benfica-Website, ist es Seferovic, dessen Antlitz in den Fanshop locken soll.
Gunst der Stunde genutzt
Vom nominellen Mittelstürmer Nummer 4 zum Mann der Stunde. Was ist passiert?
- Beharrlichkeit: In der gesamten Rückrunde der letzten Saison kam Seferovic auf gerade einmal 80 Minuten Einsatzzeit. Dennoch hielt er dem Klub mit dem Adler im Wappen die Treue. Seinen ersten Treffer beim Doppelpack gegen Boavisto widmete er Sportchef Rui Costa, der seinerseits an der Nummer 14 festgehalten hatte.
- Zuverlässigkeit: Nicht nur, dass Seferovic mit 10 Toren in 14 Spielen zweitbester Skorer der «Liga NOS» ist. Er ist auch ein Mann für die entscheidenden Dinger: Ohne seine Tore und Assists hätte Benfica satte 9 Punkte weniger auf dem Konto.
- ... des anderen Freud': Dass Seferovic seine Chance erhielt, war zunächst ein Produkt des Zufalls. Jonas und Castillo verletzt, konnte Neuzugang Ferreyra seine Chance nicht nutzen. Nach bescheidenen Auftritten samt verschossenem Penalty hatte er seine Gunst nach nur 3 Partien schon wieder verspielt.
Zur Beharrlichkeit, seit jeher eine Stärke Seferovics, gesellt sich in diesem Jahr eine grosse Portion Zuverlässigkeit. Wenn es am Sonntag um die Startaufstellung im Derby gegen Sporting geht, dürfte für Trainer Bruno Lage erneut kein Weg am formstarken Seferovic vorbeiführen.
Sendebezug: Radio SRF 3, Morgenbulletin, 30.01.2019 07:05 Uhr