Gross ist der Unmut beim Tabellenzweiten AZ Alkmaar. Der Klub lag bei Unterbrechung der Saison wegen des Coronavirus punktgleich mit Tabellenführer Ajax Amsterdam an der Spitze.
Wir Holländer sind ein Party-Volk, das würde nicht funktionieren.
Alkmaar belegte aufgrund der schlechteren Tordifferenz Platz 2, gewann aber das Hin- und Rückspiel gegen den Rekordmeister. Dennoch wurde Ajax für die Playoffs der Champions League nominiert, Alkmaar nimmt hingegen erstmal nur an der 2. Qualirunde zur Königsklasse teil. Laut AZ-Sportdirektor Robert Eenhoorn will der Klub gegen die Entscheidung des nationalen Fussball-Verbandes KNVB vorgehen.
Sitek: Es gibt viele Verlierer
«Betrachtet man die letzten Jahre, so ist es völlig richtig, Ajax den Vorzug zu geben», sagt André Sitek vom Telegraaf (siehe Box). Der KNVB folgte bei der Vergabe der Tickets für die internationalen Wettbewerbe den Vorgaben der Uefa.
Den Entscheid des Verbandes, die Meisterschaft nach dem Amateurbereich auch in den obersten zwei Ligen vorzeitig zu beenden, begrüsst Sitek. «Das ist das einzig Richtige, auch wenn es jetzt weh tut und natürlich viele Verlierer gibt.»
Utrecht-Vorschlag abgeschmettert
Zu den Verlierern gehört auch Pokalfinalist Utrecht. Mehrheitsaktionär Frans van Seumeren fühlt sich benachteiligt. Utrecht geht als Sechster der Eredivisie mit einem Spiel weniger leer aus und hätte sich im Falle eines Pokalsieges für die Europa League qualifiziert.
Den Vorschlag, das Endspiel gegen Feyenoord Rotterdam nach dem 1. September zu spielen, hatte der KNVB abgelehnt. Die niederländische Regierung hatte zuvor Grossveranstaltungen bis zum 1. September verboten.
Geisterspiele passen nicht zur Mentalität
Geisterspiele wären für Sitek hingegen keine Option gewesen. «Wir Holländer sind ein Party-Volk, das würde nicht funktionieren», so der 57-Jährige.
Eine Episode belegt dies. Die Fans des Tabellenfünften Willem II Tilburg feierten mit einem Autokorso, dass ihr Klub kommende Saison in der Qualifikation der Europa League antreten darf.
Cambuur-Manager spricht von «Schande»
Getrübt ist die Laune hingegen bei Zweitligist Cambuur. «Das fühlt sich wie die grösste Schande in der Geschichte des niederländischen Sports an», sagte Cambuur-Manager Henk De Jong im niederländischen Fernsehen. Seine Mannschaft hatte 11 Punkte Vorsprung auf die Playoff-Plätze, als die Liga unterbrochen wurde.
Letztlich trifft die Krise aber alle Klubs. KNVB-Sportdirektor Eric Gudde forderte am Sonntag aufgrund drohender Schäden in Höhe von bis zu 400 Millionen Euro staatliche Finanzhilfen.