Nun kommt zum berauschenden Spektakel-Fussball auch noch eine absolute Winner-Mentalität: Leverkusen offenbarte in den ersten beiden Bundesliga-Spielen seit Wiederaufnahme der Meisterschaft Merkmale eines Champions.
Zum Jahresauftakt traf Exequiel Palacios in Augsburg nach harzigen 90 Minuten in der vierten Minute der Nachspielzeit zum 1:0, am Samstag gewann die Mannschaft in Leipzig nach zweimaligem Rückstand dank des Siegtreffers in der 91. Minute 3:2. «Wir haben einmal mehr gezeigt: Diese Mannschaft lebt, diese Mannschaft hat Charakter», sagte Wortführer Granit Xhaka nach der Partie.
Plant Alonso gar Tore von Einwechselspielern?
Auch Ende Januar ist Leverkusen in dieser Saison noch in allen Wettbewerben ungeschlagen. Die Serie in der Bundesliga beläuft sich bereits auf 18 Spiele. Sieben Punkte beträgt der Vorsprung in der Tabelle auf die schwächelnde Übermacht Bayern München, die sich am Sonntag eine Heimniederlage gegen Werder Bremen leistete, die jedoch noch ein Nachtragsspiel gegen Union Berlin in der Hinterhand hat.
Das ist alles kein Zufall. Wir schauen das unter der Woche alles im Detail an.
«Die Tore unserer Aussenläufer, der Treffer des für den verletzten Jeremie Frimpong ins Spiel gekommenen Nathan Tella – das ist alles kein Zufall. Wir schauen das unter der Woche alles im Detail an. Ob das ein Passspiel oder ein Positionsspiel ist, in der Box oder sonst wo, ohne Ball, mit Ball: Wir trainieren das tagtäglich», führte Xhaka aus.
Einmal mehr hob der Captain der Schweizer Nati zu einer Lobeshymne für Trainer Xabi Alonso, den Baumeister des aktuellen Erfolges, an.
Gutes Näschen beim Wechsel
Wurde Xhakas Wechsel vom grossen Arsenal in London zur «Werkself» aus Nordrhein-Westfalen anfangs verschiedentlich belächelt, wird er inzwischen für sein gutes Näschen und seine bestechenden Qualitäten als Führungsspieler und Aggressivleader von allen Seiten gerühmt.
Im Sog des Aufschwungs ist Deutschlands grösstes Talent Florian Wirtz ausserdem weiter gereift und der Innenverteidiger Jonathan Tah nach Jahren der Stagnation plötzlich der Abwehrchef, als den man ihn eigentlich schon lange gesehen hat.
Reist Xhaka als deutscher Meister zur EM in Deutschland?
2002, als man zum letzten Mal die Machtverhältnisse im deutschen Fussball durcheinanderbrachte, entglitt Leverkusen der Meistertitel in der Bundesliga durch ein 0:1 gegen Nürnberg am 33. Spieltag. So weit will man es diesmal nicht kommen lassen, die Gelegenheit mit den schwächelnden Bayern scheint einfach zu günstig.
Xhaka, der in seiner Karriere bereits sieben Titel geholt hat, ist jedenfalls überzeugt: «Diese Mannschaft verfügt über alle Eigenschaften, die es für den Erfolg braucht. Sie hat nicht nur spielerische Klasse, sondern auch die richtige Moral.»