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Stürmerin Géraldine Reuteler im Dauereinsatz
Aus Sport-Clip vom 14.09.2023.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 5 Sekunden.
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Vor Saisonstart mit Frankfurt Reuteler: «Wollen uns nicht ewig mit Platz 3 zufriedengeben»

Am Wochenende erfolgt in Deutschland der Saisonstart in der Frauen-Bundesliga. Mittendrin: Géraldine Reuteler. Die Schweizer Nati-Stürmerin hat sich in den vergangenen Jahren zur festen Grösse bei Eintracht Frankfurt entwickelt. Wir haben mit der 24-jährigen Innerschweizerin über die WM in Neuseeland, den Traum von der Champions League und ihren frühen Wechsel ins Ausland gesprochen.

SRF Sport: Zuerst einmal Gratulation zum Einzug in den Pokal-Achtelfinal. Sie haben am Mittwochabend eine Halbzeit lang gespielt und das Tor zum 8:0-Endstand erzielt. Wie müde sind Ihre Beine?  

Géraldine Reuteler: Schon etwas, aber eher aufgrund der 120 Minuten vom Samstag. Die 45 Minuten am Mittwoch waren nicht so anstrengend, aber beides in Kombination gibt dann schon müde Beine.

[Anm. d. Red.: Frankfurt setzte sich am Samstag in der ersten Quali-Runde zur Champions League nach Penaltyschiessen gegen Juventus Turin durch. Am Mittwoch war die Eintracht im Pokal-Sechzehntelfinal gegen Hegau im Einsatz.]

Die Sommerpause war kurz bzw. fast inexistent. Welche Spuren hat die WM hinterlassen?

Ich fühle mich grundsätzlich bereit. Ich hatte vor der WM-Vorbereitung zwei Wochen Ferien und auch nach der Vorbereitung noch einige freie Tage. Aber man spürt die Belastung schon. Im vergangenen Jahr war die EM-Endrunde, vor zwei Jahren war ich verletzt und hatte aufgrund der Reha auch nicht wirklich Pause. Man merkt schon, dass man nun seit einiger Zeit keinen Sommer mit mehr als zwei Wochen Pause hatte. Aber ich fühle mich bereit und freue mich, dass die Saison wieder beginnt.

Haben Sie sich nach der WM etwas ausgelaugt gefühlt?

Die lange Reise zusammen mit der Zeitverschiebung hat man sicher gespürt. Aber an sich war es ein sehr cooles Erlebnis. Meine ganze Familie war in Neuseeland und hat mich unterstützt. Deshalb kann ich rückblickend nur positive Schlüsse ziehen.

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Archiv: Familie Reuteler leidet mit Nati-Spielerin Géraldine mit
Aus FIFA WM-Magazin vom 25.07.2023.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 31 Sekunden.

In Neuseeland waren die Stadien voll, der Frauen-Fussball stand 4 Wochen im Fokus der Weltöffentlichkeit. Wie gross ist der Kontrast zum Liga-Alltag?

Ich hatte eigentlich gar keine Zeit, mir Gedanken zu machen, ob es sich anders anfühlt oder inwiefern es anders ist. Es ist sofort wieder losgegangen.

Welches war Ihr prägendster WM-Moment?

Natürlich die Achtelfinal-Qualifikation. Das war schon ein sehr cooles Erlebnis. Gleichzeitig aber auch die Art und Weise, wie wir im Achtelfinal dann ausgeschieden sind. Wir haben nicht unseren besten Match gezeigt und die Spanierinnen haben ein überragendes Spiel gemacht. Da haben wir schon eine ziemliche Klatsche bekommen.

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Archiv: Schweizer Nati im WM-Achtelfinal chancenlos
Aus FIFA Women's World Cup 2023 vom 05.08.2023.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 37 Sekunden.

Ist das Ausscheiden umso bitterer, wenn man mit der eigenen Leistung nicht zufrieden sein kann?

Schon ein Stück weit. Aber ich denke, Spanien hat einfach einen sehr, sehr, sehr guten Tag erwischt. Und wir hätten einen sehr, sehr, sehr guten Tag gebraucht, um eine Chance zu haben. Es wäre für uns wohl ohnehin schwierig geworden. Und immerhin sind wir gegen die späteren Weltmeisterinnen ausgeschieden. In der Nations League haben wir in ein paar Tagen ja die Chance zur Revanche (schmunzelt).

Am Sonntag steigen Sie mit Frankfurt in Ihre 6. Bundesliga-Saison. Gehören Sie mit 24 Jahren schon zu den «alten Hasen» im Team?

Ich gehöre auf jeden Fall zu «Team Alt», wenn wir im Training «Ausschiessen» spielen. Es gibt einige im Team, die schon länger dabei sind respektive schon länger in der Bundesliga spielen. Aber ich gehöre mittlerweile sicher zu den Erfahrenen.

Géraldine Reuteler

Géraldine Reuteler

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Géraldine Reuteler startete ihre Karriere 2008 beim FC Stans. 6 Jahre später erfolgte der Wechsel zum FC Luzern Frauen, bei dem sie im August 2014 im Alter von 15 Jahren ihr Debüt in der höchsten Schweizer Spielklasse gab. In 43 Ligaspielen erzielte sie 28 Tore, ehe sie im Sommer 2018 den Sprung ins Ausland zu Frankfurt wagte. Für das Schweizer Nationalteam läuft die 24-Jährige seit 2017 auf und hat seither 59 Länderspiele bestritten. An der WM in Australien und Neuseeland stand Reuteler in sämtlichen 4 Partien in der Startelf.

Inwiefern hat sich Ihre Rolle innerhalb des Teams in den letzten Jahren verändert?

Man hat schon ein etwas anderes Standing. Ich bin seit 5 Jahren im Team und dieses hat sich seither nicht gross verändert, was cool ist. Ich merke schon, dass ich eine wichtige Rolle habe.

Nach den Bayern und Wolfsburg traut man Frankfurt am ehesten zu, in Sachen Meistertitel ein Wörtchen mitzureden. Sehen Sie das auch so?

Wir haben das Ziel, uns weiter zu verbessern und wollen die zwei Grossen ärgern. Wir haben ein sehr gutes Kader und viel Potenzial. Wir wollen angreifen und uns nicht auf ewig nur mit dem 3. Platz zufriedengeben. Das Wichtigste ist, sich wieder international zu qualifizieren.

Géraldine Reuteler.
Legende: Hat hohe Ziele Géraldine Reuteler. Keystone/Michael Buholzer

Ein gutes Stichwort: Frankfurt ist heuer noch eine Hürde von der Champions League entfernt. Was würde Ihnen die erstmalige Qualifikation für die Gruppenphase bedeuten?

Es war schon am Samstag Gänsehaut pur, als wir im grossen Stadion gegen Juventus spielten und die Hymne abgespielt wurde. Es wäre natürlich ein Riesen-Traum, in der Gruppenphase gegen Top-Gegner in Top-Stadien zu spielen. Das ist auf jeden Fall ein grosses Ziel.

Mit Bundesliga, Pokal und Champions League hat Frankfurt ein Mammutprogramm vor sich. In wenigen Tagen stehen zudem noch die Nations-League-Spiele mit der Nati an. Ein ziemlicher Stress.

Das ist manchmal schon etwas stressig. Vor allem, wenn man das Gefühl hat, dass man gerade erst von der WM zurückgekommen ist. Auf der anderen Seite finde ich es eigentlich ganz gut, so viele Spiele zu haben, dann hat man weniger Trainings. Und man hat so auch keine Zeit darüber nachzudenken, ob man müde ist. Mir persönlich passt es sehr gut, wenn wir so viele englische Wochen wie möglich haben. Für das haben wir auch ein grosses Kader.

Mit Nadine Riesen ist auf diese Saison hin eine Nati-Teamkollegin zur Eintracht gewechselt. Hatten Sie Kontakt, bevor sich Nadine zu diesem Schritt entschlossen hat?

Jein. In der vergangenen Saison ist mein Trainer auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob Nadine eine Option für unser Team wäre. Das Thema hat sich dann aber nicht weiter konkretisiert und hat sich für mich eigentlich erledigt. Als ich nach der WM zurück in Frankfurt war, hat mich Nadine dann plötzlich angerufen und gesagt, dass sie jetzt doch hierhin wechselt. Ich verstehe mich sehr gut mit ihr und habe mich sehr gefreut. Es ist schön, eine Nati-Teamkollegin im Klub zu haben.

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Reuteler über den Wechsel von Nadine Riesen
Aus Sport-Clip vom 14.09.2023.
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Man kann also sagen, dass Sie an Riesens Wechsel nicht ganz unschuldig sind?

Ja, vielleicht. Der Trainer hat mich halt gefragt, was ich von ihr halte. Ich sagte zu ihm, er solle sie sich anschauen und sich ein eigenes Bild machen.

Sie selbst haben damals mit 19 Jahren den Sprung ins Ausland gewagt. Würden Sie das wieder so handhaben?

Auf jeden Fall. Als ich damals die Anfrage bekommen habe, war ich mir nicht ganz sicher, ob ich das wirklich will. Aber ich würde es genau wieder so machen. Ich habe mich hier super weiterentwickeln können. Klar ist es am Anfang schwierig, von zuhause weg zu sein. Aber mittlerweile ist der Klub wie eine zweite Familie geworden. Und Frankfurt ist ja auch nicht so weit von der Schweiz entfernt.

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Reuteler über ihren Wechsel zu Frankfurt in jungen Jahren
Aus Sport-Clip vom 14.09.2023.
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Würden Sie jungen Spielerinnen ebenfalls früh zum Sprung ins Ausland raten?

Ich persönlich schon. Die Schweizer Liga ist noch immer nicht so weit fortgeschritten. Ich glaube, dass man sich als junge Spielerin gerade in der Bundesliga sehr gut entwickeln kann. Am Anfang ist es ein grosser Schritt, aber man findet sich schnell ein.

Eine Vielzahl Ihrer Nati-Teamkolleginnen ist ebenfalls im Ausland engagiert. In Spanien, Frankreich oder England. Träumen Sie davon, noch in einer anderen Liga zu spielen?

Ich will nicht meine ganze Karriere lang in der Bundesliga spielen und würde schon gerne noch eine andere Liga sehen. Am meisten reizen würde mich schon eine aus den genannten drei Ländern. Aber aktuell bin ich glücklich hier bei der Eintracht und habe noch einen Vertrag.

Welcher Klub müsste anrufen, damit Sie alles stehen und liegen lassen?

Ich hatte eigentlich nie einen Lieblings- bzw. Traumklub, auch als Kind nicht. Aber mittlerweile fände ich Barcelona schon sehr cool. Da ist alles extrem professionell, sie spielen teilweise im Camp Nou vor 90'000 Zuschauern. Und sie gewinnen fast jedes Spiel, was ja irgendwie schon Spass macht (lacht).

Das Gespräch führte Michèle Rubli.

SRF zwei, Sportflash, 14.09.2023, 20:00 Uhr;

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