Der neue Mainzer Trainer Urs Fischer sieht sich selbst als eine Art Gegenentwurf zu Vorgänger Bo Henriksen. «Ein Vulkan bin ich nicht, ich werde nicht wie Bo sein. Das bin ich nicht, dann müsste ich was spielen. Und es ist wichtig, dass man als Trainer authentisch bleibt», sagte der 59-jährige Schweizer bei seiner Vorstellung: «Ich bin bodenständig, authentisch, ein bisschen pragmatisch. Wenn ich was einfordere, mache ich das auch konsequent. Dann kann ich auch eklig sein.»
Sportvorstand Christian Heidel hob nochmals hervor, dass das Bundesliga-Schlusslicht einen gänzlich anderen Trainerstil gesucht habe. «Bo ist ein sehr besonderer Typ, sehr extrovertiert», sagte der 62-Jährige: «Hätten wir einen ähnlichen Typen nach Mainz geholt, wäre das nicht gut gewesen. Wir brauchen einen Kontrast und eine andere Ansprache. Jeder, der so ähnlich ist wie Bo, hätte es schwer gehabt, ihm in diesem Sinne das Wasser zu reichen.»
Mitten in den Abstiegskampf
Er sei sich der «schwierigen Situation» bei den Rheinhessen sehr wohl bewusst, betonte Fischer: «Es ist Abstiegskampf, wenn du sechs Punkte zurückliegst. Die musst du zuerst aufholen. Es sind noch 21 Spiele und viele Punkte zu verteilen.» Der Verein kenne «solche Situationen. Aber es ist keine Garantie, dass es wieder gut geht, nur weil es letztes Mal gutgegangen ist.» Er wolle erstmal nicht alles auf den Kopf stellen.
Änderungen könnten in der aktuellen Lage nur «sehr behutsam» vorgenommen werden, ein Systemwechsel hin zur Viererkette sei entsprechend vorerst kein Thema. Er wolle die Mannschaft «nicht überladen mit Informationen. Es geht darum, kleine Schritte zu gehen», erklärte Fischer: «Es ist wichtig, dass die Jungs etwas haben, woran sie sich festhalten können.» Er wolle vor allem «die einfachen Dinge», die sogenannten «Basics» auf den Platz bekommen.
Hartes Auftaktprogramm
Ein erstes Training hat Fischer am Montag bereits geleitet. «Gute Jungs» habe er auf dem Platz angetroffen. Am Donnerstag steht in der Conference League das Spiel in Polen bei Lech Posen an, am Sonntag geht's in der Bundesliga zu Bayern München. Viel Zeit, das Team kennenzulernen, hat der Schweizer also nicht.
Deshalb ist es sicher hilfreich, dass Fischer die Bundesliga auch in seiner zweijährigen Abwesenheit weiter verfolgt hat, wie er an der Medienkonferenz erklärte. Zudem habe er viel Zeit mit seiner Familie verbracht, einige Städte besucht und sogar mit dem Golfen begonnen, «obwohl ich davon eigentlich nie ein Fan war». Nach Mainz hat er die Golfschläger aber nicht mitgenommen – schliesslich steht viel Arbeit bevor.