Es war eine durchaus spannende Monaco-Equipe, die damals im Mai 2017 die französische Meisterschale in die Höhe stemmte. Die Zeitungen packten Schlagzeilen aus wie «Die Fürsten sind endlich Könige». Routinier Radamel Falcao, flankiert von Talenten wie Thomas Lemar und dem aufblühenden Wunderkind Kylian Mbappé, sorgten dafür, dass Paris St-Germain nach 4 Titeln in Serie entthront wurde.
Es war eine einmalige Zäsur. PSG, das im Vorjahr noch mit 31 (!) Punkten Vorsprung den Titel geholt hatte, reagierte vehement und triumphierte in den folgenden Meisterschaften wieder diskussionslos.
War in der Folge die einzige Sorge der katarischen Eigentümer, dass PSG Mal um Mal den Gewinn der Champions League verpasste, präsentiert sich in dieser Saison ein ungewohntes Bild.
- Nur auf Tabellenrang 2 liegen die oft als «Millionarios» verspotteten Pariser.
- Schon 7 Niederlagen setzte es in den bisherigen 29 Runden ab. So viele, wie in einer ganzen Saison seit 10 Jahren nicht mehr.
- Der immer mal wieder verletzte Neymar fehlt sichtlich.
So gut es in der Königsklasse läuft, wo vor einer Woche gegen Barcelona der Viertelfinaleinzug perfekt gemacht werden konnte , so anfällig sind die Hauptstädter in der Liga. Das offenbarte sich auch am Sonntag bei der 1:2-Niederlage gegen Abstiegskandidat Nantes.
Nutzniesser ist Lille. Der «Olympique Sporting Club» liegt 3 Punkte vor PSG und Lyon. Die Fans liebäugeln mit dem ersten Titel seit genau 10 Jahren. Mit Gervinho und einem gewissen Eden Hazard holten die «Doggen» damals gar das Double. Lille, für seine exzellente Jugendförderung bekannt, verfügt auch in diesem Jahr über ein interessantes Kader. Aus dem Kollektiv stechen der wiedererstarkte Renato Sanches und Sturm-Juwel Jonathan David hervor.
Das eigentliche Prunkstück ist aber die Defensive. Erst 17 Gegentore kassierte Lille, behielt in 7 der letzten 9 Partien eine weisse Weste. Keeper Mike Maignan wird als nächster französische Nationaltorhüter gehandelt.
Vor 3 Monaten noch Existenzängste
Dabei stand LOSC noch Mitte Dezember am Scheideweg. Canal+ berichtete, die Nordfranzosen – in Person von Präsident und Investor Gérard Lopez – stünden mit einem dreistelligen Millionenbetrag bei einem amerikanischen Investmentfonds in der Kreide. Dies, obwohl man im Sommer für kolportierte 100 Millionen Euro Victor Osimhen und Gabriel an Napoli bzw. Arsenal verkauft hatte.
Der erwartete Ausverkauf im Winter blieb aus. Ein luxemburgischer Investmentfonds übernahm Klub und Schulden, Olivier Létang, von 2012 bis 2017 Sportdirektor bei PSG, wurde als Präsident installiert.
Meister oder nicht – Sanches wird gehen
Wirtschaftlich befindet sich Lille nun also wieder in ruhigeren Gewässern. Sportlich stehen aufregende Zeiten bevor: Am Mittwoch duelliert man sich mit PSG im Cup-Achtelfinal, Anfang Mai reisen «Les Dogues» in der Ligue 1 abermals nach Paris. Der Weg zum 4. französischen Meistertitel ist noch lang.
Doch selbst wenn es tatsächlich klappen sollte, steht schon so gut wie fest: Etliche Stützen des Teams, darunter wohl auch Sanches, werden dem Ruf klangvollerer Klubs folgen. Was soll's? Lille war schon immer ein Ausbildungsklub.