Der FC Bayern München ist zum 34. Mal deutscher Meister. Ohne zu spielen durften die Münchner am Sonntag jubeln. Weil Leverkusen in Freiburg nur 2:2 spielte, ist den Münchnern die Meisterschale nicht mehr zu nehmen. Ist sie für die Bayern lediglich ein weiteres Ausstellungsstück in der gefüllten Trophäensammlung? Nein, der Meistertitel ist nach einem titellosen Jahr ein spezieller Erfolg – in mehrerer Hinsicht.
Eine gute, keine sehr gute Saison
Eines vorneweg: Auch die Saison 2024/2025 verlief für den deutschen Rekordmeister nicht komplett zufriedenstellend. Die Spielzeit muss – und das nur dank der deutschen Meisterschaft – als «okay» abgestempelt werden.
Den grössten Schatten wirft das vorzeitige Champions-League-Aus im Viertelfinal gegen Inter Mailand. Zum 4. Mal in den letzten 5 Jahren erfolgte in der «Königsklasse» das Out im Viertelfinal. In dieser Saison bot sich gar die Chance, im «eigenen Wohnzimmer», der Allianz Arena, erstmals seit 2020 den «Henkelpott» wieder in die Höhe zu stemmen.
Noch prekärer ist das wiederholte frühzeitige Scheitern im DFB-Pokal – ebenfalls zum 5. Mal in Serie. In den letzten 5 Jahren schaffte es der Rekordsieger nie über den Viertelfinal hinaus und scheiterte 3 Mal krachend in der 2. Runde. In dieser Saison unterlagen die Münchner im Achtelfinal Titelverteidiger Leverkusen unglücklich mit 0:1.
Glücksgriff Kompany
So nimmt diese Meisterschale einen speziellen Stellenwert ein. Zudem haben die Münchner mit dem Titel die Rangordnung im deutschen Fussball wieder etwas zurechtgerückt. Die vergangene Saison war für den Seriensieger mit Schlussrang 3 höchst enttäuschend gewesen. Das Saisonziel lautete, wieder das «Bayern-Gesicht» zu zeigen – was zumindest mit dem Gewinn der Bundesliga gelang.
Viel dazu beigetragen hat Trainer Vincent Kompany, für den es in seiner jungen Trainerkarriere der erste grosse Titel ist. Der 39-jährige Belgier hat es in seinem ersten Jahr in München sofort verstanden, mit dem Druck umzugehen und eine Einheit auf dem Platz zu formen. Zur Erinnerung: Die Aufruhr um die Verpflichtung von Kompany, der damals mit Burnley aus der Premier League abgestiegen war, war nicht klein.
Kanes Traum – Müllers Abschied
Zur Münchner Einheit gehören zwei Akteure, die speziell hervorzuheben sind:
- Harry Kane: Für den 31-jährigen englischen Torjäger ist es in seiner 2. Saison bei den Bayern der langersehnte, erste Titel der Karriere. Mit bislang 24 Toren und 9 Vorlagen in 29 Bundesliga-Spielen hat er viel zum Gewinn der Meisterschaft beigesteuert. Höchstwahrscheinlich wird er auch in seinem 2. Jahr die Torjäger-Kanone bekommen.
- Thomas Müller: Für die 35-jährige Klub-Ikone wird es hingegen die 13. (!) und letzte Meisterschale sein. Nach 16 (!) Jahren geht die Zeit des erfolgreichsten und am häufigsten eingesetzten Bayern-Spielers im Sommer 2025 zu Ende. Dass er sich mit einem Bundesliga-Titel verabschieden kann, ist ein angemessener Abschluss.
So wird dieser Meisterschale, auch wenn es schon die 34. ist, doch eine spezielle Bedeutung zukommen. Und sie wird die Bayern um ihren jungen Trainer und die hungrigen Spektakelspieler Jamal Musiala, Michael Olise & Co. auch nicht sättigen.