Auch einen Tag nach dem missglückten Auftakt in die Nations League «erscheint die Welt nicht plötzlich in Rosa», wie Fabian Frei ungekünstelt zu Protokoll gab. Der Routinier der Schweizer Nati habe «definitiv schon besser geschlafen» als nach dem 1:2 in Tschechien.
Noch härter ins Gericht mit dem Auftritt geht Nati-Direktor Pierluigi Tami: «Es war ein schlechtes Spiel. Wir waren ungenügend und haben zu viele Fehler gemacht.» Obwohl bei beiden Gegentoren auch Pech dabei war, ist den Akteuren klar, dass einiges nicht gestimmt hat. «Wir müssen in diversen Spielsituationen konsequenter sein, vor allem in den Zweikämpfen oder bei unseren Chancen», erläutert Frei.
Stell dir vor, es wäre WM ...
Zu reden gab auch die Experimentierfreude von Trainer Murat Yakin. So liess er seine Spieler zu Beginn in der ungewohnten 4-4-2-Formation auflaufen, der eigentlich in Frankfurts zentralem Mittelfeld brillierende Djibril Sow wurde auf die rechte Seite beordert. Die Doppelspitze Breel Embolo/Noah Okafor wirbelte in der Offensive phasenweise überzeugend, die Kaltblütigkeit liess aber zu wünschen übrig.
Der phasenweise schläfrige, uninspirierte Kick der Schweizer Nati kann mit der langen Saison und müden Beinen erklärt werden, allerdings auch nur bedingt. Denn eigentlich stünde zum jetzigen Zeitpunkt die WM kurz bevor. Wäre der Grossanlass nicht nach Katar vergeben und damit in den Winter verschoben worden, würde wohl nächste Woche die Endrunde 2022 beginnen.
Natürlich: Für einen Anlass wie die Weltmeisterschaft können die Spieler noch ganz andere Kräfte mobilisieren. Die Nations League aber hat bei vielen Akteuren noch den Ruf aufpolierter Freundschaftsspiele.
Nächster Halt: Portugal
Eine erfolgreiche Kampagne und damit verbunden mindestens der Verbleib in der Liga A wäre aber durchaus erstrebenswert, nur schon aus finanziellen Gründen. Das weiss auch Tami: «Hier hast du die grösseren Einnahmen. Diese helfen natürlich, zum Beispiel mehr in die Nachwuchsförderung investieren zu können.»
Bis zur entscheidenden Phase der Nations League ist es noch ein langer Weg und es gibt Gelegenheit, den Fehlstart zu korrigieren. Das Nationalteam wird bereits am Freitag von Prag nach Lissabon dislozieren und dort am Abend ankommen. Somit bleibt genügend Zeit, sich auf die nächste Affiche gegen Portugal am Sonntagabend vorzubereiten (ab 20:10 Uhr live auf SRF zwei). Einfacher wird es nicht.