Das Schweizer Nationalteam hat sich anlässlich der WM-Quali-Spiele in Schweden und Slowenien in St. Gallen zusammengefunden. Erstmals dabei neben Luzerns Innenverteidiger Adrian Bajrami ist quasi dessen Vor-Vorgänger beim FCL: Luca Jaquez.
Der 22-Jährige, seit Anfang Februar beim VfB Stuttgart in der Bundesliga aktiv, gibt sich am Dienstag auf der Pressekonferenz wie gewohnt ruhig. VfB-Trainer Sebastian Hoeness bezeichnete Jaquez kürzlich als «ganz feinen Kerl mit eher ruhiger Natur», der auf dem Platz jedoch ganz anders sei.
Dass man manchmal etwas unten durch muss, macht einen härter und motivierter, noch mehr an sich zu arbeiten.
Genau das scheint das Credo des grossgewachsenen Innenverteidigers zu sein: Jaquez, der in seiner jungen Karriere auch schon Rückschläge erlebt hat, ist ein stiller Arbeiter, der die Öffentlichkeit nicht unbedingt braucht.
Akanji als Lehrmeister
Mario Frick, sein Ex-Trainer beim FC Luzern, verglich Jaquez auch schon mit Manuel Akanji. Als er gefragt wird, ob sein Spielstil mit dem des Inter-Verteidigers vergleichbar sei, antwortet Jaquez diplomatisch: «Ich kann viel von solchen Spielern lernen, aber ich bleibe bei meinem Spiel, bei meiner Persönlichkeit.»
Gerade im Zusammenhang mit Akanji ist die Person Luca Jaquez interessant. Denn im Schweizer Nationalteam stellt man sich schon länger die Frage, wer der künftige Abwehrchef sein könnte. Schliesslich ist Akanji in diesem Jahr 30 Jahre alt geworden. Jaquez betont jedenfalls, wie positiv es sei, «so einen Spieler an meiner Seite zu haben».
Einst ein Torjäger
Dass es überhaupt so weit kam, bei Jaquez von einem möglichen Akanji-Nachfolger zu sprechen, war vor ein paar Jahren nicht abzusehen – und lag auch an einem gewissen Michel Renggli. «Er hat mich vom Stürmer zum Innenverteidiger umgeschult. Das habe ich ihm zu verdanken», erklärt der Sohn einer Schweizerin und eines Dominikaners.
Leicht gefallen sei ihm dieser Entscheid nicht – im Gegenteil: «Am Anfang tat ich mich schwer damit. Während meiner Jugend spielte ich immer offensiv, wollte Tore machen. Ich musste es aber akzeptieren und habe das mit der Zeit getan.»
Von dieser Umschulung könne er jetzt als Innenverteidiger sehr profitieren, führt Jaquez aus. Etwa was die Spieleröffnung angeht oder das Antizipationsverhalten.
«Noch nicht am Limit»
Nati-Trainer Murat Yakin hält denn auch grosse Stücke auf den Bundesliga-Legionär. Es ist sehr gut möglich, dass Jaquez beim ersten Zusammenzug gleich zu seinem Debüt kommt. Hinter den Stammkräften Akanji und Nico Elvedi dürfte er als Einwechselspieler die besten Aussichten haben.
Jaquez zeigt sich, trotz vorhandener Ambitionen, zurückhaltend: «Ich muss mich jeden Tag im Training beweisen und meine Leistungen bringen.» Eine für ihn bekannte Ausgangslage. Jaquez galt schon früh als Toptalent, konnte sich aber nicht sofort durchsetzen. «Dass man manchmal etwas unten durch muss, macht einen härter und motivierter, noch mehr an sich zu arbeiten.»
Ob Jaquez dereinst Nati-Stammspieler werden oder sogar Akanji als Abwehrchef ablösen könnte, ist völlig offen. Aber Hoeness erklärte zuletzt, dass sein Schützling «noch lange nicht an seinem Limit ist». Jaquez' bisheriger Weg macht definitiv Hoffnung für die Zukunft.