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Nati-Rekordspieler polarisiert Granit Xhaka: Reizfigur hier, unverzichtbarer Leader da

118 Länderspiele hat Granit Xhaka neu auf dem Buckel. Dabei sorgte der Rekordmann schon für so manchen Aufreger. Auf und neben dem Platz.

Wenn es um Granit Xhaka geht, hat fast jeder Herr und jede Frau Schweizer eine eigene Meinung. Allein das zeigt, welch grosse Spuren der frischgebackene Rekord-Nationalspieler hierzulande schon hinterlassen hat.

Dafür verantwortlich sind einerseits seine Leistungen auf dem Platz – Xhaka hat sich in der Bundesliga und in der Premier League als Führungsspieler etabliert. Rein fussballerisch ist er der einflussreichste Spieler, den die Schweiz je hatte. Kein anderer Akteur mit Schweizer Pass spielte oder spielt bei seinem Klub eine derart zentrale Rolle wie Xhaka.

Granit Xhaka.
Legende: Er liebt das Spiel mit den Provokationen Granit Xhaka. KEYSTONE/Laurent Gillieron

Xhaka wäre aber nicht Xhaka ohne die zahlreichen Schlagzeilen, für die er immer wieder abseits des Rasens sorgt. Die einen sehen in Xhaka einen Leader mit Ecken und Kanten, für andere ist der Basler in der Nati ein Störfaktor und wiederum andere verspüren eine Art Hassliebe zu ihm.

Die Eckdaten von Granit Xhakas Nati-Karriere

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Granit Xhaka
Legende: Granit Xhaka IMAGO / DeFodi
  • Länderspiel-Debüt: 4. Juni 2011, EM-Quali in England
  • 1. Länderspiel-Tor: 15.11.2011, Testspiel in Luxemburg
  • 100. Länderspiel: 29.03.2022, Testspiel gegen Kosovo
  • Endrunden-Teilnahmen: WM 2014, EM 2016, WM 2018, EM 2020, WM 2022
  • Anzahl WM-Spiele (Tore): 12 (2)
  • Anzahl EM-Spiele (Tore): 8 (0)

Antwort auf dem Platz

Um die Gunst der Fans hat Xhaka nie gebuhlt. Getrieben von seinem grossen Ehrgeiz steht für den Mittelfeldregisseur einzig und allein der sportliche Erfolg im Zentrum. «Ich will immer gewinnen, egal ob im Training oder im Spiel», so das Motto von Xhaka. Um seiner Mentalität gerecht zu werden, reizt der Nati-Captain hie und da auch mal die Grenzen aus.

So etwa geschehen nach dem EM-Quali-Spiel im Kosovo im vergangenen September, als Xhaka in aller Öffentlichkeit implizit Trainer Murat Yakin wegen mangelnder Intensität im Training die Schuld für das Remis gab. Wie so oft wenn er in der öffentlichen Kritik stand, gab Xhaka die Antwort umgehend auf dem Platz. Beim 3:0 gegen Andorra steuerte der Captain ein Tor und eine Vorlage bei.

Kritiker, Motivator, Anführer

Unvergessen bleiben auch Xhakas Auftritte an der EM 2020, die aufgrund der Corona-Pandemie erst 2021 durchgeführt wurde. Weil er und Manuel Akanji sich nach dem 0:3 im Gruppenspiel gegen Italien von einem eingeflogenen Coiffeur – wichtiges Detail, da mitten in der Covid-Krise – die Haare blondieren lassen, hagelt es Kritik.

Erneut lieferte die Nati, angeführt von Xhaka, die Antwort auf dem Platz. Zuerst im entscheidenden Gruppenspiel gegen die Türkei, dann vor allem aber im Achtelfinal gegen Frankreich, als die Schweiz einen 1:3-Rückstand wettmachte und sich im Penaltyschiessen erstmals an einer EM- oder WM-Endrunde für den Viertelfinal qualifizierte. In Erinnerung bleibt nicht zuletzt die emotionale Motivationsrede Xhakas unmittelbar vor dem Elfmeter-Krimi.

Doppeladler-Affäre als negativer Höhepunkt

Ein – oder eher der zentrale Streitpunkt, wenn es hierzulande um die öffentliche Wahrnehmung von Xhaka geht, ist sein Verhältnis zur Schweiz. Der Nati-Captain machte noch nie einen Hehl daraus, dass er stolz ist auf seine kosovarischen Wurzeln. Gleichzeitig betonte Xhaka schon mehrmals, welch grosse Ehre es für ihn sei, im Schweizer Trikot aufzulaufen und jenes Land zu vertreten, in dem er geboren, grossgezogen und zum Profi-Fussballer ausgebildet wurde.

Die beiden Herzen in der Brust wurden Xhaka an der WM 2018 zum Verhängnis. Im Vorfeld des entscheidenden Gruppenspiels gegen Serbien wurden die Gemüter medial derart erhitzt, dass das Feuer in Xhaka aus dem Ruder geriet. Sein Doppeladler-Jubel zusammen mit Xherdan Shaqiri und weiteren Nati-Spielerin löste ein Erdbeben mit diversen Nachbeben in den Folgewochen aus.

Granit Xhaka war, ist und wird es bleiben: Eine Reizfigur hier, ein unverzichtbarer Leader da.

SRF zwei, Sportlive, 15.10.2023, 17:30 Uhr ; 

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