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Nationalmannschaft Behrami, Shaqiri und Co: Verbundenheit schürt Erwartungshaltung

Sechs albanischstämmige Nationalspieler stehen im Schweizer Aufgebot für das WM-Qualifikationsspiel in Albanien. In ihrem Mutterland sind sie zwar Helden. Doch das Publikum wird trotzdem hinter dem Heim-Team stehen.

Nur ein Prozent der 200‘000 Albaner in der Schweiz stammt tatsächlich aus dem Staat Albanien. Die grosse Mehrheit kommt aus dem Kosovo und aus Mazedonien. So auch die Schweizer Nationalspieler Valon Behrami, Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka (alle Kosovo) sowie Blerim Dzemaili, Pajtim Kasami und Admir Mehmedi (alle Mazedonien). So gut diese Schweizer Nationalspieler hierzulande integriert sind, so starke ist doch die Verbundenheit zu ihrem Mutterland.

Immer unterdrückt

Sie sprechen albanisch, essen die typischen Gerichte, pflegen die Traditionen. Der Zusammenhalt ist wichtig für das albanische Volk. Obwohl sie zu den Urvölkern am Balkan gehörten, lebten die Albaner immer unter Fremdherrschaft. Ob von Römern oder Habsburgern, Slawen oder Türken – immer wurden sie unterdrückt. Dies führte zum einen dazu, dass Albaner häufig auswanderten und sich andernorts ansiedelten.

Zum anderen bauten sie in der ländlichen und armen Region ein eigenes Rechtssystem auf, den Kanun, der das Zusammenleben innerhalb ihrer Gemeinschaft regelte. Der Kanun war bindender und identitätsstiftender für die Albaner als etwa die Religion. Die meisten konvertierten zwar im Osmanischen Reich zum Islam, doch noch heute gibt es auch albanische Katholiken und Orthodoxe. Zudem gibt es durch die ehemaligen kommunistischen Regimes in Jugoslawien und Albanien auch viele Konfessionslose.

Wenn nicht für den Kosovo …

Enver Robelli, Auslandredaktor beim Tages-Anzeiger mit Wurzeln im Kosovo, sagt denn auch: «Man kann nicht sagen, dass die Religion die Albaner verbindet. Was sie verbindet ist die Sprache, die gemeinsame Erinnerung an die Türkenherrschaft und an die Unabhängigkeitskämpfe.» Den letzten Unabhängigkeitskampf focht der Kosovo gegen Serbien aus.

Von der UNO wird der seit 2008 eigenständige Kosovo noch nicht anerkannt. Die FIFA gesteht dem jungen Land keine offiziellen Länderspiele zu. Und so spüren die albanischstämmigen Natispieler die geballte Erwartungshaltung im Kosovo: Nämlich die, vorläufig für die Nation Albanien anzutreten.

Deshalb wurden Behrami, Shaqiri und Xhaka im Heimspiel gegen Albanien ausgepfiffen, und deshalb werden sie voraussichtlich auch in Tirana wieder ausgepfiffen. Stolz ist man trotzdem auf sie – und wird sie spätestens dann unterstützen, wenn an der WM kein «albanischeres» Team spielt als die Schweizer Nati.

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