Seit 9 Jahren amtet Marco von Ah als Medienchef der Schweizer Nati. Unterdessen ist einiges anders: Gerade Onlinemedien haben Voraussetzungen und Leserbedürfnisse neu definiert. Wie geht von Ah mit der veränderten Situation um?
Eine «angespanntere Situation im Medienmarkt» erkennt der ehemalige Sportchef der Luzerner Zeitung: «Wir haben hier schon einen ungesunden Konkurrenzkampf. Man hat das Gefühl die Welt breche zusammen, wenn man einmal 5 Minuten hinter der Konkurrenz ist. Ich begreife das, aber manchmal darf man auch mit den Füssen auf dem Boden bleiben und etwas relativieren.»
Verlässlichkeit, so betont von Ah, sei ihm deutlich wichtiger als Geschwindigkeit. Ein weiteres Problem: «Wenn griffige Onlinetitel bei gewissen Medienhäusern zu höheren Löhnen führen, resultiert das nicht in einer Qualitätssteigerung im Journalismus.»
Zwischendrin müssen wir die Spieler schon auch bremsen.
Mit Granit Xhaka, Stephan Lichtsteiner und diversen anderen verfügt die Nati über Akteure mit europaweiter Bekanntheit. Es liegt auf der Hand: Macht etwa Xhaka eine unglückliche Aussage, dürfte dies in kürzester Zeit für Schlagzeilen in englischen Medien sorgen. Muss von Ah hier eingreifen?
«Die Spieler sind von den Klubs gut geschult, was sie gegenüber den Medien antworten dürfen», ist sich der Medienchef bewusst, aber: «Zwischendrin müssen wir schon auch bremsen.» Von Ah legt viel Wert auf die Zusammenarbeit mit den Mediensprechern der Klubs der Spieler: «Wenn es Probleme gibt, kann man diskutieren. So ist der Bericht vielleicht erst eine Stunde später da, hält dafür aber stand. Schliesslich drucken die Medien auch nicht gerne Gegendarstellungen – und wenn, dann viel kleiner als die grossen Schlagzeilen, die provozieren.»
Sendebezug: SRF zwei, «sportaktuell», 24.3.2017, 22:20 Uhr