In den Worten und Aussagen von Vladimir Petkovic spiegelt es sich wieder, dieses bewegte Leben, das Petkovic geführt hat, das Zusammenarbeiten mit den verschiedensten Persönlichkeiten. «Für mich», sagt der Tessiner, «steht immer der Mensch im Mittelpunkt. Nicht eine Nation, nicht ein Verhaltensmuster. Immer der Mensch.»
Nach seiner Übersiedlung von Sarajevo in die Schweiz 1987 arbeitete Petkovic im Tessin bei der Caritas. Er betreute Arbeitslose, Sozialfälle, Menschen mit Drogenproblemen. Nun hat es Petkovic mit Grossverdienern und Superstars zu tun. Unterschiede macht der Coach nicht. «Alle sind Menschen, alle brauchen Unterstützung und müssen sich in der einen oder anderen Weise verbessern.» Was der Coach von seinen Schützlingen erwartet ist dabei einzig: harte Arbeit.
Herkunft als Hilfe
Seine Einstellung hilft Petkovic auch bei der Schweizer Nationalmannschaft, diesem Sammelsurium unterschiedlicher Mentalitäten und Wurzeln. «Klar hat es Vorteile, dass ich aus dem Balkan stamme. Ich weiss, wie es meinen Spielern mit ähnlicher Herkunft geht, wenn ich sie nur schon anschaue.» Unterschiede zu den anderen Spielern macht Petkovic indes nicht. Mensch bleibt Mensch.
Weil ihm Empathie derart wichtig ist, hat Petkovic oft auch Probleme im Umgang mit den Medien. «Polemiken, die direkt auf den Mann zielen, bei denen es nicht um Technik oder Taktik geht, gefallen mir nicht.» Spürt er keinen Respekt, kann der Trainer bisweilen grantig wirken. Auch Petkovic ist sich aber bewusst: «Im Fussball passt sich die Wertschätzung den Resultaten an.»
Immer das Maximum erwartet
Nach bescheidenem Start als Nati-Trainer hat sich Petkovic in diesem Punkt gesteigert. Das 4:0 gegen Litauen etwa war ganz nach dem Geschmack des Tessiners. «Man hat gespürt, wie der Funke von der Mannschaft aufs Publikum übergesprungen ist», schwärmte er von den Erfahrungen in St. Gallen. «Der Sieg hatte seinen Ursprung auch in diesen positiven Energien.»
Das Spiel gegen Litauen sei ohnehin ein ideales Beispiel. «Bis zur 60. Minute hatten einige Journalisten wohl schon gewisse Schlagzeilen im Kopf. Danach sind wir zu Helden geworden.» Was zum Schluss bleibe, sei aber etwas anderes: Was man macht, wie viel man für den Erfolg gibt. Das Maximum dafür erwartet Petkovic von sich selber - und den Menschen um ihn herum.
Sendebezug: SRF zwei, sportlounge, 17.11.14, 22:25 Uhr