EM-Quali
0 Punkte nach 2 Spielen in der aktuellen EM-Quali. Diese unrühmliche Bilanz teilt San Marino mit der Schweiz. Was für die Schweizer Nati jedoch einen ersten Rückschlag bedeutet, ist in der kleinsten Republik der Welt Normalität. Denn das Kader der san-marinesischen Landesauswahl besteht vollends aus Amateuren.
Keine Profis im Kader
Einer von ihnen ist Fabio Vitaioli. Der 29-jährige Nationalspieler des 30'000-Einwohner-Staates betreibt mit seinem Bruder ein kleines Modegeschäft. Vom Fussball leben zu können, wird für ihn immer ein Traum bleiben. Die Nachteile des Amateur-Daseins kennt Vitaioli nur zu gut: «Wenn man kein Profi ist, bedeutet das nicht 5-mal in der Woche zu trainieren sondern nur 2- oder 3-mal. Und wenn wir trainieren, tun wir das nach 8 oder 9 Stunden Arbeit.»
Keine Exploits in 24 Jahren
Die Resultate von San Marino in den europäischen Wettbewerben unterstreichen die Aussagen von Vitaioli. Seit dem ersten offiziellen Länderspiel 1990 - es ging mit 4:0 an die Schweiz - konnte die Republik nahe der Adria-Küste nur ein einziges Spiel gewinnen (2004: 1:0-Sieg gegen Liechtenstein).
Die Qualifikationen für WM- oder EM-Endrunden beendete man stets auf dem letzten Platz. Nach der WM-Quali für Brasilien 2012/2013 stand ein Torverhältnis von 1:54 zu Buche. Der einzige Treffer gelang den San-Marinesen bei der 1:5-Niederlage gegen Polen.
Exploits von San Marino sind somit eher rar - für einen (positiven) Rekord hat man aber gesorgt. 1993 gelang Davide Gualtieri das schnellste Tor der Länderspielgeschichte. Beim 1:7 gegen England traf er bereits nach 8,3 Sekunden.
In der aktuellen EM-Quali-Kampagne hat die Nummer 208 der Weltrangliste (letzter Platz) noch keine Stricke zerrissen. Auf ein 0:2 zuhause gegen Litauen im Startspiel folgte eine 0:5-Kanterniederlage im Wembley gegen England.
Grosser Nationalstolz und eindrücklicher Wille
Auch wenn bei San Marino die spielerische Klasse zweifelsohne fehlt, beeindruckt die Amateur-Truppe mit der Einstellung und dem Willen. Denn trotz etlicher Rückschläge und negativer Statistiken stecken die San-Marinesen nicht auf. Stattdessen geniessen sie jedes Länderspiel und freuen sich über die Chance, sich mit den Besten im Fussball-Zirkus messen zu können. «Auch wenn ich Fussball nicht als Profi spielen kann, ist er mein Lebensmittelpunkt», sagt Torhüter Aldo Simoncini stellvertretend und fügt an: «Ich bin stolz, dass ich für San Marino spielen darf».
Sendebezug: SRF zwei, «sportpanorama», 12.10.14, 18:10 Uhr