Eigentlich hätte Philippe Senderos bis im Sommer eine ruhige Kugel schieben können. Er wäre dafür erst noch fürstlich entlöhnt worden. Einem gutdotierten Vertrag bei Aston Villa sei dank. Nur: Sportlich waren Senderos' Perspektiven in der Premier League alles andere als goldig. Er kam in der ersten Saisonhälfte zu keinem einzigen Ernstkampf.
Das Signal ist bei Petkovic angekommen
Also entschied sich der mittlerweile 31-jährige Genfer im Winter zu einem Klubwechsel zu GC. Um sich für die EURO aufzudrängen und zu Spielpraxis zu kommen verzichtet Senderos auf einen grossen Teil seines vorherigen Gehaltes. «Über den Lohn sprachen wir 10 Minuten», meinte er selbst im Februar gegenüber 20 Minuten . GC-Sportchef Manuel Huber korrigierte später in der Aargauer Zeitung: es seien eher 5 Minuten gewesen.
Mit seinem Willen zu spielen beeindruckte er Nationaltrainer Vladimir Petkovic: «Er hat ein bisschen riskiert mit dem Wechsel. Er hat dabei auch finanziell etwas verloren. Ich habe darin einen voll motivierten Spieler gesehen, der unbedingt im Kader für Frankreich sein will.»
Es ist wirklich schnell gegangen
So reichten Philippe Senderos einige gute Spiele bei GC bereits zur Rückkehr ins Nationalteam. Erstmals seit Oktober 2014. «Es ist wirklich schnell gegangen», gibt der kopfballstarke Hüne zu - und verspricht «alles» zu geben. Was bei anderen Fussballern wie eine Floskel wirkt, bekommt beim 55-fachen Nationalspieler seit seinem Transfer in die Schweiz Glaubwürdigkeit.
So muss es den aussortierten Captain Gökhan Inler noch mehr schmerzen, dass er im Winter nicht wie von Petkovic empfohlen ebenfalls einen Wechsel vollzog, sondern lieber seinen gutbezahlten, aber weitgehend spielfreien Job bei Leicester City behielt.
Die klare Ansage von Petkovic
Dank der krankheitsbedingten Absenz von Johan Djourou, der Unerfahrenheit von Nico Elvedi sowie den durchzogenen Leistungen von Timm Klose und Fabian Schär am Freitag gegen Irland könnte Senderos heute gegen Bosnien tatsächlich zu einem Einsatz von Beginn weg kommen.
Doch um bei den Europameisterschaften in Frankreich definitiv dabei zu sein, reicht seine lobenswerte Einstellung zum Fussball nicht aus. «Er muss besser sein als andere», stellt Petkovic trocken klar.
Sendebezug: SRF zwei, sportaktuell, 28.03.2016, 22:20 Uhr.