Es gab einmal eine Zeit – es ist schon eine Weile her – da fanden alle grossen Fussball-Turniere ohne die Schweiz statt. Zwischen der WM 1966 und der WM 1994 verpasste die Nati 13 Grossanlässe in Folge.
Einem Fan Anfang zwanzig wird dies spanisch vorkommen. Denn seit er oder sie denken kann, finden Welt- und Europameisterschaften mit einer Ausnahme (EM 2012) immer mit der Schweiz statt. Für die Jahrgänge ab 2000 ist die neuerliche WM-Quali der Nati die normalste Sache der Welt. Dem ist aber nicht so.
Der Vergleich mit den anderen europäischen Nationen zeigt, wie aussergewöhnlich die Schweizer Nationalmannschaften in den letzten beiden Jahrzehnten in der Quali zu grossen Turnieren agiert hat. Seit der EM 2004 hat sie sich für 9 von 10 grossen Turnieren qualifiziert (an der Heim-EM 2008 war man allerdings vorqualifiziert).
Nur 3 Nationen sind noch besser
Dieser Wert wird in Europa nur von 3 Nationalmannschaften getoppt. Bloss die Grossmächte Deutschland, Frankreich und Spanien waren in dieser Spanne an allen Turnieren dabei. Portugal könnte nachziehen, sollten sich die Lusitaner über die Playoffs für Katar 2022 qualifizieren.
Nationen mit mindestens 5 Endrunden-Teilnahmen seit 2004
10 Turniere | ESP, FRA, GER |
9 Turniere | SUI , ENG, CRO, POR* |
8 Turniere | NED, ITA* |
7 Turniere | RUS*, SWE* |
6 Turniere | DEN, POL*, CZE* |
5 Turniere | GRE, BEL |
* = Diese Nationen können sich noch via Playoffs für die WM 2022 qualifizieren.
Die Schweiz steht auf gleicher Stufe wie England, das die EM 2008 verpasst hat. Sollte Italien in den WM-Playoffs scheitern, würden die «Azzurri» schon die zweite Weltmeisterschaft in Folge verpassen. Auch die Niederlande (8 von 10 Turnieren) hat eine schlechtere Quali-Bilanz als die Nati.
Nur Kroatien ist noch erstaunlicher
Die Schweiz befindet sich mit ihren 9 Qualifikationen seit 2004 also mitten im Konzert von Europas ganz Grossen. Bezieht man zudem die Einwohnerzahl der jeweiligen Länder mit ein, erscheint der Schweizer Erfolg noch verblüffender. Schliesslich leben in Deutschland, Frankreich oder Spanien fünf- bis zehnmal mehr Menschen.
Zum Vergleich: Österreich, das praktisch gleich viele Einwohner wie die Schweiz hat, war seit 2004 nur dreimal an einer EM (aber an keiner WM) dabei. 2008, als man als Co-Gastgeber vorqualifiziert war, sowie 2016 und 2020, nachdem das Teilnehmerfeld von 16 auf 24 Teams aufgestockt worden war.
Es gibt allerdings eine Nation, die noch Erstaunlicheres leistet als die Nati: Auch Kroatien verpasste seit 2004 nur ein grosses Turnier. Im jungen Balkan-Staat leben aber bloss halb so viele Menschen wie in der Schweiz.
5. WM in Folge: Keine Selbstverständlichkeit
Dafür können die Kroaten wegen der verpassten WM 2010 nicht wie die Schweiz die 5. WM-Quali in Folge feiern. Hier gehört die Nati zu einem elitären europäischen Zirkel mit Deutschland, Frankreich, Spanien und England (Portugal könnte noch nachziehen).
Die Schweiz lässt Aussergewöhnliches derzeit normal erscheinen. Sollte die Nati dereinst wieder einmal eine WM oder eine EM verpassen, tut der Fan gut daran, sich dies in Erinnerung zu rufen.