Noch nie hat die israelische Nationalmannschaft eine EM-Endrunde erreicht. Nun stellt sich die Frage: Wenn nicht jetzt, wann dann?
In der Auslosung für die Qualifikation zur WM 2022 war Israel im Topf 4. Zwei Jahre später, in der Auslosung für die EM 2024, schaffte es die Mannschaft in den Topf 2. Dabei waren zahlreiche Nationen, die in den Töpfen dahinter eingeteilt wurden, in der Weltrangliste deutlich besser klassiert als Israel. Wie war ein solch grosser Sprung möglich?
Gruppensieger in der Nations League
Die Verteilung in die Lostöpfe erfolgte anhand des Abschneidens in der vorangegangen Nations-League-Kampagne. In dieser hatte Israel doppelt Glück: Mit Island wurde der wohl schwächste Absteiger aus der Liga A zu Israels Gruppe gelost.
Ausserdem wurde Favorit Russland aufgrund des Kriegs gegen die Ukraine kurzfristig ausgeschlossen. Als Gegner verblieb neben Island noch Albanien. Mit zwei Siegen (beide gegen Albanien) und zwei Unentschieden sicherte sich Israel den Gruppensieg und damit den Sprung in den Lostopf, in dem unter anderem auch Frankreich oder England waren.
Mit der Auslosung konnten die Israeli ebenfalls zufrieden sein. Die Schweiz ist zwar zu favorisieren, den ganz grossen Fussball-Nationen wich man jedoch aus. Ausserdem reicht mit der Erhöhung des Teilnehmerfelds von 16 auf 24 Teams (seit 2016) auch der zweite Platz zur Qualifikation. «Mehr denn je glaube ich, dass wir eine reelle Chance haben, uns für die EM zu qualifizieren», sagte Leistungsträger Shon Weissmann im vergangenen Oktober.
Missglückter Auftakt
Der 27-jährige Stürmer des FC Granada bildet normalerweise zusammen mit Manor Solomon (23, FC Fulham) und Liel Abada (21, Celtic Glasgow) ein torgefährliches Angriffstrio. Letzterer verletzte sich jedoch und reiste noch vor dem Auftaktspiel zurück nach Schottland. Ein bitterer Ausfall, denn Abada gilt als grosser Hoffnungsträger, der nicht einfach zu ersetzen ist. Seine Schnelligkeit und sein gutes Auge wurden denn auch im Heimspiel gegen den Kosovo schmerzlich vermisst.
Das 1:1 im ausverkauften Bloomfield-Stadion (29'400 Plätze) war ein Dämpfer für die grossen Hoffnungen der Israeli. «Es ist enttäuschend mit nur einem Punkt zu beginnen, aber ich denke, es werden immer umkämpfte Duelle sein zwischen Rumänien, Kosovo und uns», sagte Nationaltrainer Alon Hazan nach der Partie.
Yakins Lob
Nati-Trainer Murat Yakin zeigte sich an der Medienkonferenz vor der Partie am Dienstag in Genf angetan von der Spielanlage Israels. «Es ist eine sehr interessante Mannschaft mit sehr interessanten Spielern. Sie möchten offensiv und mutig Fussball spielen. Die beiden Aussenverteidiger sind fast Stürmer. Es wird von uns sehr viel abverlangt werden», sagte Yakin.
Zwar hat Israel als Gruppensieger in der Nations League einen Platz im Playoff-Turnier bereits sicher, wäre da aber nochmals auf Losglück angewiesen. Das Erreichen des zweiten Rangs in der Gruppe scheint der einfachere Weg, um zum erst zweiten Mal nach der WM 1970 an einem grossen Turnier dabei zu sein.