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Nach dem Double-Gewinn YB droht Aderlass – doch ein Ende der Dominanz ist nicht in Sicht

Der Cupfinal zwischen YB und Lugano war hochklassig. Wird das Duell den Schweizer Fussball auch in Zukunft prägen?

Nach der letzten titellosen Saison hat sich YB eindrücklich zurückgemeldet. Mit dem Sieg im Cupfinal gegen Lugano machte man das Double perfekt. Das kurze Intermezzo mit dem FCZ als Meister hat man in Bern beinahe schon wieder vergessen. 7 Titel sind innert 5 Jahren zusammengekommen.

YB ist zurück, auch dank Trainer Raphael Wicky, der die Mannschaft zur bekannten Dominanz zurückgeführt hat. Davon zeugen 16 Punkte Vorsprung auf Servette in der Super League eindrücklich. «Das ist eine extrem grosse Bestätigung für ihn», sagt SRF-Experte Benjamin Huggel über seinen ehemaligen Nati-Teamkollegen.

Mit gleich zwei Titeln in seiner Debütsaison mit YB hat Wicky seine Kritiker in die Schranken gewiesen und bewiesen, dass er dem Druck standhalten kann.

Ein Selbstläufer sei das Double nicht gewesen, meinte Wicky. Und wies darauf hin, dass YB im Gegensatz zu früheren Spielzeiten von grösseren Verletzungen verschont geblieben sei. Die interne Konkurrenz habe keinen Schlendrian zugelassen.

Wie gut kann YB Abgänge kompensieren?

Die grosse Kaderbreite war auf das internationale Geschäft ausgerichtet, in dem YB nächste Saison wieder angreifen will. Mit dem Einstieg erst in den Playoffs winkt die Champions League. Doch das Kader wird gewichtige Änderungen erfahren.

Fix ist der Abgang von Cédric Zesiger zu Wolfsburg, auch Fabian Rieder dürfte den Klub verlassen. Möglicherweise werden auch weitere Leistungsträger wechseln, wie Meschack Elia – oder Jean-Pierre Nsame, der gar beim Ligakonkurrenten aus dem Tessin anheuern könnte.

Nsames Frage an Sabbatini

Ein entsprechendes Gerücht setzte nach dem Cupfinal Jonathan Sabbatini in die Welt. Nsame habe ihn gefragt, ob er sich vorstellen könnte, nächste Saison mit ihm in der gleichen Mannschaft zu spielen, erklärte der Lugano-Captain gegenüber RSI.

Dass sich der mehrfache Super-League-Torschützenkönig überlegen könnte, vom Branchenprimus zu Lugano zu wechseln, hätte man vor einigen Jahren noch als Unsinn abgetan. Nicht so heute. «Sie wollen physisch besser werden und werden dort investieren», sagt Huggel. Wer würde da besser passen als Nsame?

Das Beispiel zeigt das gestiegene Ansehen, das der Super-League-Dritte mittlerweile geniesst – nicht nur wegen zwei aufeinanderfolgenden Cupfinals und konstanten Leistungen in der Meisterschaft.

Lugano ist auf einem langsamen, aufsteigenden Weg in Richtung Spitze. Aber nächste Saison ist es wohl noch zu früh.
Autor: Beni Huggel

Mit dem kürzlich ausgerufenen «Progetto 2029» und einem neuen Stadion, das 2026 stehen soll, hat Lugano seine Ambitionen deutlich gemacht. Das Engagement des US-amerikanischen Investors Joe Mansueto und die Partnerschaft mit MLS-Klub Chicago Fire scheinen auf Langfristigkeit ausgerichtet.

Huggel sieht YB weiter eine Nasenlänge voraus

Wird Lugano dem FC Basel also schon bald den Rang als nominell zweite Kraft im Schweizer Fussball ablaufen und sich auf Augenhöhe mit YB bewegen? Huggel mahnt zur Vorsicht. «Lugano ist auf einem langsamen, aufsteigenden Weg in Richtung Spitze. Aber nächste Saison ist es wohl noch zu früh.»

Momentan spreche ausserdem wenig dafür, dass YB seine Führungsrolle schnell wieder einbüssen könnte. «YB wird es schaffen, die Abgänge zu ersetzen», so Huggels Prognose.

SRF zwei, sportlive, 04.06.2023, 13:30 Uhr ; 

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