Es ist noch kein Monat her, als dem FC St. Gallen Historisches gelang: Erstmals überhaupt siegten die «Espen» im neuen Wankdorf gegen die Young Boys – im 38. Anlauf, wenn man den Cup mitzählt. Sucht man nach den letzten zwei St. Galler Siegen in Folge im Direktduell, muss man weit zurückblättern. 2002 konnte sich der FCSG sowohl im April als auch im August durchsetzen – jeweils zu Hause.
Chapuisat und Häberli trafen, Bush Junior regierte
Um einen Eindruck zu erhalten, wie lange das her ist, dienen folgende Fakten: Man duellierte sich noch in der «Nationalliga A», der 3:1-Erfolg im April wurde im Espenmoos errungen und das jeweils einzige YB-Tor erzielten Stéphane Chapuisat respektive Thomas Häberli, beim Gegner wirbelte Alex Tachie-Mensah an der Seite von Ionel Gane. Und in den USA war George W. Bush gerade erst zum Präsidenten gewählt worden. Am Sonntagnachmittag will St. Gallen nun über 23 Jahre später im Rahmen der 13. Super-League-Runde vor Heimpublikum wieder einen solchen Doppel-Erfolg perfekt machen.
Der Zeitpunkt für einen nächsten Eintrag im Geschichtsbuch des grün-weissen Fussballs scheint aus Ostschweizer Sicht günstig. YB musste am Donnerstag im Rahmen der Europa League nach Thessaloniki reisen, wobei die 0:4-Niederlage nach frühem Platzverweis gegen Armin Gigovic der Berner Moral kaum Rückenwind verschaffte. Dazu kommen Verletzungssorgen in der Defensive. Zu den Langzeit-Absenzen von Gregory Wüthrich und Edimilson Fernandes gesellen sich die Sperren von Gigovic und Tanguy Zoukrou.
St. Gallen liegt Seoane
Auch der Sturm lieferte zuletzt nicht wie gewünscht. Unter Trainer-Rückkehrer Gerardo Seoane blieben die Young Boys in zwei Partien noch ohne Torerfolg. Der Nachfolger von Giorgio Contini erfreut sich jedoch einer äusserst starken Bilanz gegen St. Gallen. Als Trainer von YB und Luzern feierte er in der Super League bei 14 Duellen 10 Vollerfolge über die Ostschweizer, nur eine Partie ging verloren.
Der FCSG wiederum steigt relativ erholt ins Duell. Die Partie gegen Lugano vor Wochenfrist war wegen Starkregens abgebrochen worden. Zuvor hatte man sich in Sion geschlagen geben müssen – nach überragendem Saisonstart: Mit 21 Punkten nach 11 Partien befindet sich St. Gallen in seiner besten Saison seit 13 Jahren: 2012/13 waren es 24 Punkte zu diesem Zeitpunkt (Vereinsrekord). Vor allem vor heimischem Anhang läuft es, 4 von 6 Heimspielen gewann das Team von Enrico Maassen. Folgt am Sonntag Nummer 5, dürften sich zumindest einige ältere Fans zurückerinnern: an die Siege 2002, an Alex Tachie-Mensah und vielleicht sogar an George W. Bush.