Gleich in mehrfacher Hinsicht rieben sich die Fans des FC St. Gallen zum Saisonstart die Augen: Vor allem, weil man nach drei Super-League-Runden beim Punktemaximum hielt. Aber auch ob der defensiven Stabilität und einem fast unbekannten Gesicht im Tor der Ostschweizer – Lukas Watkowiak. Grund: Seit Saisonstart fehlte die Nummer 1, Lawrence Ati Zigi, verletzt mit Sprunggelenkproblemen.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Ghanaer, der am 26. Januar 2020 in der Super League gegen Lugano debütierte, gerade einmal fünf Liga-Partien verpasst: drei Sperren, eine Länderspielabstellung, einmal wurde Zigi geschont. 197 Mal hingegen stand er zwischen den Pfosten. Bittere Ironie, dass die Siegesserie von «Grünweiss» mit seinem Comeback gegen Luzern (0:1) riss.
Andernorts mag Zigi – mitunter von Experten – das Tribut «mehr Schein als Sein» erhalten. Einer, der das Spektakel der sauberen Arbeit vorziehe, der unnötige Flugeinlagen zeige und sich gelegentlich Patzer erlaube. Doch bei den St. Galler Fans geniesst der 28-Jährige längst Legendenstatus, ist Publikumsliebling und Identifikationsfigur. Im Espenblock schätzen sie Unterhaltung, Loyalität aber noch mehr. Jörg Stiel, der beides mitbrachte, wurde einst verehrt. Der langjährige Stammkeeper Daniel Lopar – im Herbst seiner Karriere nicht grundlos einmal als «Flopar» verspottet – genoss enormen Kredit.
Zigi zwischen Genie und Wahnsinn
Zigi wird mittlerweile in einem Atemzug mit Stiel oder Lopar genannt. Das Klubmagazin Senf widmete ihm gar eine Ausgabe. Titel: «Mir händ än Goalie.»
Nun folgt der ganz grosse Meilenstein: Zigi wird am Samstag (wie bei der Premiere gegen Lugano) zu seinem 200. Super-League-Spiel für die «Espen» kommen. Er nimmt es mit Demut: «Das zeigt die harte Arbeit, die Leidenschaft für die Mannschaft, ein ganz besonderes Spiel. Darum bin ich stolz und glücklich.» So viele Spiele zu absolvieren sei nicht selbstverständlich.
Zigi bald auf Rang 2 der Rekordspieler?
Erst sechs Spieler haben für den FCSG mehr Partien in der obersten Liga absolviert. Während Klublegende Marc Zellweger (399) in dieser Kategorie wohl uneinholbar an der Spitze thront, ist Beat Rietmann auf Platz zwei mit 229 Einsätzen noch in dieser Saison für Zigi erreichbar.
Übrigens, bei seiner SL-Premiere feierte Zigi mit seiner Equipe einen 3:1-Erfolg über die «Bianconeri». Vom damaligen Team sind ausser dem Spektakel-Goalie nur noch Lukas Görtler und Jordi Quintilla übriggeblieben. Doch das Resultat von vor über fünfeinhalb Jahren würden die St. Galler mit Sicherheit wieder nehmen.